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Sarganserland
von Michael Kohler | Sonntag, 12. Mai 2024

Auf Heidis Spuren – von der Alp bis zum Musical

Wer Heidi, Peter, den Alpöhi, Klara, Dete und Fräulein Rottenmeier verkörpern will, der muss die Geschichte um das wohl berühmteste Schweizer Mädchen nicht einfach nur kennen, sondern sie regelrecht inhalieren. Der Hauptcast des Heidi-Musicals hat dafür die Heidialp bei Maienfeld besucht.

Der offizielle Startschuss des neuen Heidi-Musicals ist gefallen: Während direkt am Walenseeufer das Bühnenbild Tag für Tag mehr Gestalt annimmt, heisst am Montagmorgen im Inneren der benachbarten Halle am See Marco Wyss, Initiant und VR-Präsident der Walensee-Bühne, alle Mitglieder des Hauptcasts herzlich willkommen – und läutet damit die intensive Zeit der Proben und Auftritte ein. Ein Schlüsselmoment für Wyss und den gesamten Cast, der nach und nach in der Halle eintrifft.

Da sind allen voran Kim Fölmli und Stephan Luethy, die dereinst Heidi und Peter verkörpern werden. Da ist das Urgestein Christoph Wettstein, der den Alpöhi geben wird, und die Walensee-Routinière Ronja Katzmann alias Dete. Da ist mit Klara, Herrn Sesemann und Doktor Classen eine dreiköpfige Delegation aus Frankfurt, verkörpert durch Jasmin Reif, Nathanael Schaer und Thomas Christ. Und da sind die Köpfe des Kreativteams, darunter Regisseur Stanislav Moša, Regie-Assistentin Silvia Varelli, der musikalische Leiter Gaudens Bieri und die choreografische Leiterin Tihana Strmečki.

Hier eine herzliche Begrüssung, da ein fester Händedruck, dort eine Umarmung, gefolgt von einem ungezwungenen Schwatz, einem Spässchen, einem Lachen – es fühlt sich an, als wären alle Cast- und Teammitglieder nach langer Zeit wieder zu Familie und Freunden heimgekehrt.

In die Buchseiten eintauchen

Allesamt sind sie Charakterköpfe, bei keinem Castmitglied braucht man nach dessen Besetzung zu fragen. Der unschuldige Blick von Fölmli, das verschmitzte Lachen von Luethy, der strenge, aber gerechte Gesichtsausdruck von Wettstein – es scheint, als sei die Rollenverteilung naturgegeben. Marco Wyss erklärte denn auch einleitend, dass es nicht etwa ein Versäumnis sei, wenn er die Mitglieder des Casts künftig nicht mehr beim eigentlichen Namen ansprechen werde, sondern beim Namen der Figur, die sie darstellen. «Es ist viel mehr ein Bekenntnis zur idealen Verkörperung.»

Momente festhalten: Ob mit dem Smartphone, durch Zuhören oder Innehalten.

Weil Filme, Bücher und das richtige Aussehen aber noch keine Dete und keine Rottenmeier, keinen Sesemann und keinen Geissenpeter machen, will Wyss den Cast am ersten offiziellen Probetag durch die Region – «das Epizentrum von Heidis Geschichte» – führen und sie auf deren Spuren wandeln lassen. Dafür haben er und sein Team verschiedene Halte in Mels, Bad Ragaz, Pfäfers, Maienfeld und schliesslich im «Dörfli» Rofels sowie bei der Heidialp auf dem Ochsenberg organisiert. Der gemeinsame Ausflug soll dem Cast nicht nur die Möglichkeit geben, sich gegenseitig (besser) kennenzulernen, sondern auch, die Charaktere von Johanna Spyris «Heidi»-Büchern besser nachzuempfinden, einzuverleiben und schliesslich vollends zu verkörpern.

So viel Geschichte an ebenso vielen Standorten in einen einzigen Tag zu verpacken, bedingt einer minutiösen Organisation, einer rigiden Führung und der Disziplin aller Beteiligten. Erster Halt: der Dorfplatz in Mels.

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«Also der Tobias war in der Lehre draussen in Mels, und sowie er fertig war, kam er heim ins Dörfli und nahm meine Schwester zur Frau, die Adelheid, denn sie hatten sich schon immer gern gehabt.»

(«Heidis Lehr- und Wanderjahre», erstes Kapitel: Zum Alm-Öhi hinauf)

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Dass Mels Teil des Heidi-Mikrokosmos ist, dürften die wenigsten wissen. Das überrascht nicht, wird die Gemeinde doch nur in einer einzigen Passage im ersten Band erwähnt. Wyss erklärte, dass hier Heidis Vater Tobias eine Lehre als Zimmermann absolviert haben soll. Er zitierte aus dem Roman: «Er musste noch etwas Geld haben, denn er liess den Buben, den Tobias, ein Handwerk erlernen, Zimmermann.»

Ausserdem zeigte er am Beispiel des Dreigiebelhauses hinter dem Dorfbrunnen die charakteristische Bauweise der damaligen Zeit auf, die auch im diesjährigen Bühnenbild nachempfunden werde. Wyss schickte voraus, dass es rund zwei Wochen dauern soll, bis das fertige Bühnenbild steht.

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«Da war diese gestorben, und die Dete war nach dem Bade Ragaz hinübergezogen, wo sie im grossen Hotel als Zimmermädchen einen guten Verdienst fand.»

(«Heidis Lehr- und Wanderjahre», erstes Kapitel: Zum Alm-Öhi hinauf)

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Nächste Station war das Zentrum von Bad Ragaz, wo der Cast das Dorfbad ebenso besichtigte wie das Grand Resort Bad Ragaz, das «grosse Hotel», wo Dete einst arbeitete und die Familie Sesemann mehrfach residierte. Ragaz wird denn auch immer wieder in den Büchern erwähnt. Und Wyss scheint – sattelfest, wie er sich gibt – jede Passage daraus zu kennen.

***

«Wie nun im letzten Sommer die
Mutter starb und ich im Bad drunten
etwas verdienen wollte, nahm ich es
mit und gab es der alten Ursel oben im Pfäfferserdorf in die Kost.»

(«Heidis Lehr- und Wanderjahre», erstes Kapitel: Zum Alm-Öhi hinauf)

***

Pfäfers war die letzte Station, die Wyss mit dem Cast anpeilte, bevor er zu den etwas bekannteren Schauplätzen der «Heidi»-Geschichten jenseits des Rheins übersetzte. Nebst einem weiteren Detail zu Heidis ersten Lebensjahren wartete unterhalb der Klinik St. Pirminsberg ein Aussichtspunkt, der laut dem VR-Präsident der Walensee-Bühne «die Distanzen zwischen den einzelnen Schauplätzen Bad Ragaz, Maienfeld, Dörfli und der Alp wunderbar aufzeigt». Es sei wichtig zu verstehen, welche Dimensionen zur Zeit von Heidi mit welchen Hilfsmitteln zurückgelegt worden sind.

***

«Dann auf einmal, als Heidi gar nicht daran dachte, ertönte laut der Ruf: ‘Mayenfeld!’»

(«Heidis Lehr- und Wanderjahre», Kapitel 13: Am Sommerabend die Alp hinan)

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Das Bahnhofsgebäude in Maienfeld ist ebenso alt wie fotogen: Genau so könnte die Station bei «Mayenfeld» zu Heidis Zeiten ausgesehen haben. Ein Halt ist darum unverzichtbar, ein Erinnerungsfoto vor dem geschichtsträchtigen Bau ein Muss. Hier hat Heidi denn auch schon eine etwas stärkere touristische Präsenz: Mit Informationstafeln und Karten wird auf die Fülle an Angeboten hingewiesen, die das Heididorf und die Heidialp oberhalb Maienfeld versprechen.

Das Rauschen der Tannen

Davon kann sich der Cast selber ein Bild machen. Schon bei der Anfahrt auf den Ochsenberg, wo laut dem Hirten Markus Zindel die originale Heidihütte steht – «nicht St. Moritz, nicht Arosa, nicht Flumserberg» –, zeigt sich ein vertrautes, wenn auch noch nie live gesehenes Bild. Auf einer kleinen, lichten Ebene steht eine ebenso kleine Hütte aus Holz. Umzäunt, mit angebautem Stall und einem charakteristischen Fenster auf dem Dachboden, wo Heidi geschlafen haben soll. Hinter ihr ein plätschernder Brunnen und die viel besungenen «dunklen Tannen», vor ihr die Welt höchstselbst. Ihr zu Füssen die idyllische Bündner Herrschaft, durch die sich der Rhein wie ein Silberstrom zieht, ihr gegenüber die noch schneebedeckten Bergriesen des Calanda-Massivs.

Ja, bei diesem Anblick hält jeder Heidi-Fan kurz den Atem an. Wyss lädt denn auch alle Castmitglieder ein, innezuhalten, in sich zu gehen und die ureigene Kraft in der «Welt hier oben» auf sich wirken zu lassen, sie zu inhalieren. «Findet einen geeigneten Platz, einen Baum, einen Stein, und lasst euch mit allen Sinnen einnehmen.» Gesagt, getan.

Gerstensuppe und Geschichte

Diese Erfahrung soll auch durch den Magen gehen: Zindel und die beiden Hüttenwarte Christina und Patrik Iseli servieren eine klassische Bündner Gerstensuppe, ein kaltes Plättli mit Bündnerfleisch und Käse, eine Bündner Nusstorte und natürlich einen guten Tropfen aus der Herrschaft. Oder, wie es Wyss umschreibt, «alles, was das Herz hier oben begehrt». Die Teammitglieder essen und trinken zustimmend, geniessen die Eindrücke, die Aussicht wie die Gesellschaft, fühlen sich mit beidem sichtlich wohl.

Und, als wäre man in ein Buch versunken, geht das Zeitgefühl hier oben verloren. Der Befehl zum Aufbruch kommt unverhofft, die Möglichkeit, zu Fuss ins «Dörfli» zu verschieben, umso gelegener. Einen Abstieg von 45 Minuten nimmt die Wandergruppe unter die Füsse, um in Rofels, wie das «Dörfli» richtig heisst, tief in die Geschichte von Heidi einzutauchen – diesmal im historischen Sinn. Verschiedene kleine Museen zeigen die Lebensweise zu Heidis Zeiten auf. Haus und Hof, Schule, Kleidung, alles ist liebevoll inszeniert. Im «Dörfli» ist laut Wyss dann auch Endstation. Hier nehmen die Castmitglieder ihre letzten Eindrücke mit – um später in Walenstadt ihre eigene «Heidi»-Geschichte zu schreiben.

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