Bellmont schreibt Schweizer Darts-Geschichte

Er wolle seinen zweiten Auftritt an der Darts-WM im legendären Alexandra Palace in London vor allem geniessen, hatte Stefan Bellmont im Vorfeld des prestigeträchtigsten Darts-Turniers der Welt gesagt, sich gar nicht erst Gedanken darüber machen, was alles passieren könnte, wenn auf der Bühne die Scheinwerfer auf ihn gerichtet sind.

Der Zuger aus Cham ist kein Mann der grossen Worte und vollmundigen Ansagen. Insgeheim dürfte der 36-Jährige aber doch von einem Abend geträumt haben, wie er ihn am Mittwoch erlebte: Mit 3:0-Sätzen schlug er mit Raymond van Barneveld eine Ikone des Dartssports. Der 58-jährige Niederländer ist fünffacher Weltmeister, und obwohl er seine Karriere zeitweise beendet hatte und erst vor ein paar Jahren wieder auf die Tour zurückgekehrt war, sorgt in der Szene nur schon sein Name für eine gewisse Ehrfurcht.

Insofern hätte es kaum erstaunt, hätte Bellmont in Anbetracht der Ausgangslage nervös agiert und in diesem aussergewöhnlichen Rahmen nicht sein bestes Spiel abrufen können. Doch der Innerschweizer, der im Sommer 2024 sein eigenes Darts-Lokal in Cham eröffnete und seither voll auf den Sport setzen kann, vermittelte nie den Eindruck, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein.

Insgesamt gab er in den 3 Sätzen nur 2 Legs ab, und mit einem Average von 91.36 Punkten präsentierte er sich trotz Scheinwerferlicht und lautstarker Fans von van Barneveld (der "Barney-Army") äusserst nervenstark. Zwischenzeitlich gewann Bellmont acht Legs in Folge und zeigte mit einer Check-out Quote von fast 40 Prozent eine starke Leistung in den entscheidenden Momenten.

Der erste Sieg auf der WM-Bühne ist ein weiteres Glanzlicht in einer sowieso schon bemerkenswert starken Saison. Bellmont verdiente sich seine zweite WM-Teilnahme aufgrund aussergewöhnlicher Konstanz. Auf der Challenge Tour, der zweithöchsten Turnierserie auf dem Darts-Circuit, gewann er drei Turniere und krönte sich schliesslich zum Gesamtsieger.

Ein Erfolg, der ihm nicht nur das Ticket zum renommiertesten Darts-Turnier der Welt bescherte, sondern unter anderem auch eine Tour Card, mit der er in den kommenden zwei Jahren bei den meisten Turnieren auf der Profitour startberechtigt sein wird.

Ab Januar beginnt offiziell Bellmonts Leben auf der Profitour, wo er in den kommenden 24 Monaten bei Turnieren in ganz Europa versuchen wird, sich möglichst viel Preisgeld zu erspielen. Denn nur, wenn er in zwei Jahren unter den Top-64 der Weltrangliste geführt wird, wird Bellmont seine Tour Card behalten können.

Bis es so weit ist, geht jedoch sein WM-Abenteuer weiter. In der nächsten Runde wartet für Bellmont (Weltnummer 111) am Sonntag mit dem Australier Damon Heta die Weltnummer 16.