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Chabbey bei kanadischem Überraschungssieg undankbare Vierte
Die Schweizer Frauen gehen im WM-Strassenrennen in Kigali trotz starker Teamleistung leer aus. Elise Chabbey verpasst das Podest als Vierte knapp. Die Kanadierin Vallieres holt sensationell Gold.
Die Medaille war das Ziel, am Ende bleibt dem Schweizer Team trotz engagiertem Auftritt nur die Enttäuschung. In einem Rennen, in dem sich die grossen Nationen mit ihren Favoritinnen gegenseitig neutralisierten, nutzten Aussenseiterinnen die Gunst der Stunde.
Während Marlen Reusser sechs Tage nach ihrem Triumph im Zeitfahren wie viele andere grosse Namen den Sprung aufs Podest verpasste und Neunte wurde, konnte auch Elise Chabbey das Schweizer Potenzial nicht in eine Medaille ummünzen. Die Genferin fuhr zum dritten Mal in den letzten vier WM-Strassenrennen in die Top 10, musste sich aber mit dem undankbaren vierten Rang begnügen - 14 Sekunden fehlten zur Bronzemedaille.
Eine "Tragödie"
"Klar, das ist nicht der Platz, auf dem man am Ende stehen will", zeigte sich Chabbey im Interview mit SRF enttäuscht. "Was mich am meisten trifft, ist, dass ich wirklich das Gefühl hatte, ich hätte heute gewinnen können." Reusser sprach von einer "Tragödie": "Ich hatte super Beine. Wir waren als Team so stark. Irgendwie ist uns das Rennen entglitten."
Im Gegensatz zu anderen grossen Nationen übernahm die Schweizer Equipe auf dem elfmal zu absolvierenden Rundkurs in Ruandas hügeliger Hauptstadt viel Verantwortung. Noemi Rüegg und Ginia Caluori waren in Ausreissergruppen vertreten, und als sich im Finale ein überraschendes Quintett an der Spitze absetzte, war es erneut das Schweizer Team, das reagierte.
Marlen Reusser ergriff 14 km vor dem Ziel mit einem energischen Angriff die Initiative. Kurz darauf schloss Elise Chabbey zusammen mit zwei weiteren Fahrerinnen zur Spitze auf. Die formstarke Romande - im August Siegerin der Tour de Romandie und Gewinnerin des Bergtrikots an der Tour de France - profitierte in der Fläche von der Tempoarbeit ihrer Teamkollegin und griff 6,5 km vor dem Ziel selbst an. Doch der Rückstand auf die Spitze war letztlich zu gross.
Sensationelle Vallieres
Zur Weltmeisterin krönte sich nach 164,4 km die weitgehend unbekannte Magdeleine Vallieres. Die 24-jährige Kanadierin konnte sich mit einem Angriff im steilen, 1,3 km langen Schlussanstieg von ihren letzten beiden Begleiterinnen absetzen und fuhr auf dem Kopfsteinplasterabschnitt solo zum Sieg. Die Neuseeländerin Niamh Fisher-Black sicherte sich mit 23 Sekunden Rückstand Silber vor der Spanierin Mavi Garcia, die das Podium komplettierte.
Dass ihr erst zweiter Profisieg gleich der WM-Titel ist, konnte die Sensationssiegerin noch gar nicht glauben. "Ich werde etwas Zeit brauchen, um das zu realisieren, es ist verrückt", zeigte sich Vallieres im Siegerinterview überwältigt. In einem Jahr gastieren die Strassenrad-Weltmeisterschaften in ihrer Heimat in Montreal.