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Das Album "Shifting Forms" ist Elie Zoés introvertierter Neubeginn
Elie Zoé veröffentlicht sein viertes Album - und das erste nach seiner Geschlechtsumwandlung. In "Shifting Forms" bietet der in Lausanne lebende Sänger und Musiker introvertierte Songs, die an seine früheren anknüpfen.
Mit einem breiten Lächeln sitzt Elie Zoé in einem Café in Yverdon-les-Bains. Der Künstler, der als Künstlerin Emilie Zoé bekannt war, hatte seine Geschlechtsumwandlung und Namensänderung im Oktober letzten Jahres in einem Interview mit der Zeitung "Le Temps" öffentlich gemacht. Vieles hat sich verändert und viel ist geblieben: Die Songs seines neuen Albums verbinden weiterhin poppige Gesangsmelodien mit Schlagzeug und Rockgitarre, ganz im Sinn der früheren Werke.
Mit dem Schreiben der Songs für "Shifting Forms" begann Zoé Anfang 2024, gleich nach der "Hello Future Me"-Tournee (2022), "die fantastisch war", wie er sagt.
Singen neu gelernt
Am Ende der Tournee legte er eine Konzertpause ein, um nach seiner Geschlechtsumwandlung das Singen neu zu erlernen. Er habe die Tonalität seiner alten Lieder verändert, erklärt er.
Über seine wiedergewonnene Stimme sagt er: "Ich habe den Eindruck, dass ich dadurch ruhiger singen kann und mehr subtile Nuancen finde als früher". Er verweist auf die stimmliche Erweiterung, die es ihm ermöglicht, sowohl hohe als auch tiefe Töne zu singen. Für ihn war es "noch nie so einfach, Gesang aufzunehmen", sagt er und strahlt eine Zuversicht aus, die sich im Album widerspiegelt.
Wie schon die Vorgängeralben "Dead End Tape" (2016), "The Very Start" (2018) und "Hello Future Me" (2022) wurde auch "Shifting Forms" von Louis Jucker von Humus Records produziert. In derselben Zeit, als sich Elie Zoé an die neue Stimme gewöhnte, baute er zusammen mit Jucker, dem er sich brüderlich verbunden fühlt, auf dem Gelände von Humus Records in La Chaux-de-Fonds ein Aufnahmestudio aus gebrauchten Materialien auf. Die zweimonatige Aufnahmesession war im Sommer 2024.
Beziehungen zu anderen Wesen
"Shifting Forms" ist ein gleichermassen in sich gekehrtes wie universelles Album. In den neun Songs hinterfragt es die Beziehungen zu anderen Lebewesen. Nicht nur zu Menschen, sondern auch zu Tieren und Pflanzen.
Um den persönlichen Weg und den eines jeden Lebewesens zu erforschen, hat sich Elie Zoé in die Anthropologie und die Biologie eingelesen - ein Interesse, das er schon lange hegt, nicht zuletzt, weil er Naturwissenschaften studiert hat. Auch in seiner Familie gebe es eine enge Beziehung zur Natur, sagt er.
Daraus sind die Texte der Lieder entstanden: "Für mich ist das Schreiben von Liedern eine andere, vielleicht intuitivere Art, mich diesen Fragen zu nähern", sagt er. "Es ist die ruhigste Platte, die ich geschrieben habe, und auch die leuchtendste", so Zoé weiter. Ein Beispiel dafür ist die Ballade "dormant plants" mit dem Cello begleitet Sara Oswald hier die Stimme von Zoé. "Ich glaube, Musik hat etwas Fantastisches an sich: Sie berührt die Emotionen in uns direkt, fast ohne den Umweg über unsere Gedanken", kommentiert der Musiker.
Besonders wichtig ist ihm persönlich der Track "change my name", der als Single ausgekoppelt wurde. "Es ist ein Song voller Kontraste", so Zoé. Im ersten Teil dröhnt seine Stimme vor Gitarren-Riffs, der zweite Teil ist ruhig und im Refrain sind die Familie und Freunde des Künstlers zu hören - Audioausschnitte, die sie ihm geschickt haben und die hinzugefügt wurden. "Ich finde, das fasst diese Idee von sich verändernden Formen zusammen", sagt Zoé.
Gitarre, Schlagzeug und Gesang
Die Instrumentalisierung des ganzen Albums ist einfach: ein Duo aus Gitarre und Schlagzeug, manchmal auch ein Piano. Zoé spielt E-Gitarre - sein Lieblingsinstrument - und Piano. Am Schlagzeug sass Luc Hess (Coilguns). Das Album wurde live aufgenommen. Auf Tour gibt im Übrigen schon seit einigen Jahren der Berner Fred Bürki den Beat vor.
Elie Zoé freut sich auf den bevorstehenden Start der Tournee mit einem doppelten Album-Release: am Freitag (10. Oktober) im Les Docks in Lausanne und am Samstag (11. Oktober) im Bogen F in Zürich, wo bereits die Vernissage des vorangegangenen Albums stattgefunden hat.
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