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Das schwedische Angriffstrio kommt nicht in die Gänge
Am Freitag steht für die Schweiz ein entscheidendes Duell der WM-Qualifikation an. Gegen Schweden muss sich das Nationalteam vor allem auf geballte Offensivkraft gefasst machen.
Ist es Taktik oder ist es schlicht das pure Selbstvertrauen? Als Nico Elvedi an der Pressekonferenz auf die schwedischen Offensivkräfte angesprochen wird, gibt sich der Schweizer Innenverteidiger äusserlich gelassen. "Ich kenne sie ein bisschen, habe jedoch noch nie gegen sie gespielt", sagt der 29-Jährige, der immerhin noch anfügt: "Aber ich weiss natürlich, was auf uns zukommen wird. Es sind drei richtig gute Spieler."
Gemeint sind Alexander Isak, Viktor Gyökeres und Anthony Elanga. Die Angreifer gehörten in diesem Sommer zu den gefragtesten Spielern auf dem Transfermarkt und wechselten für zusammengerechnet gut 270 Millionen Euro die Klubs - mögliche Bonuszahlungen ausgeklammert. Isak war mit 145 Millionen Euro gar der drittteuerste Transfer der Geschichte. Nur für Neymar (für 222 Mio. Euro von Barcelona zu PSG) und Kylian Mbappé (für 180 Mio. Euro von Monaco zu PSG) wurden noch höhere Ablösesummen bezahlt.
Zum Vergleich: Die höchste Ablösesumme, die ein Schweizer generiert hat, sind die 45 Millionen Euro, die Arsenal 2016 für Granit Xhaka an Borussia Mönchengladbach überwies. Der im Sommer von Bologna zu Nottingham gewechselte Dan Ndoye könnte die 45 Millionen Euro egalisieren, wenn er die Bedingungen für die Bonuszahlungen erfüllt.
Noch unter den Erwartungen
Es sind kaum mehr greifbare Zahlen, die verständlicherweise aber auch an hohe Erwartungen gekoppelt sind. Und diese konnten die drei Schweden bisher nicht erfüllen. Der 27-jährige Gyökeres, der von Sporting Lissabon zu Arsenal gewechselt ist, hat in zehn Pflichtspielen für die Londoner drei Tore erzielt. Immerhin. Der 23-jährige Elanga, der Nottingham für Newcastle verlassen hat, steht nach zehn Partien noch ohne Treffer und erst einem Assist da. Und der 26-jährige Isak hat überhaupt erst einige Teileinsätze auf dem Konto. Sein einziger Treffer gelang ihm im Cup gegen das unterklassige Southampton.
Hinter den Startproblemen des Premier-League-Rekordtransfers steckt eine Posse sondergleichen. Nachdem Isak in der letzten Saison mit 23 Treffern hinter Mohamed Salah (29) der zweitbeste Torschütze der Liga wurde, wollte er weg von Newcastle. Meister Liverpool hatte schon früh Interesse bekundet, doch die Verhandlungen zogen sich in die Länge. Und weil Isak fürchtete, der Wechsel könnte nicht klappen, trat er kurzerhand in den Streik. So verpasste der Schwede die ganze Team-Vorbereitung. Er versuchte, sich stattdessen mit Einzeltrainings fit zu halten.
Als der Transfer Anfang September realisiert wurde, hatte Isak nicht nur bereits drei Runden in der Premier League verpasst, sondern wies auch einen gewichtigen Trainingsrückstand auf. Deshalb liess ihn Schwedens Nationaltrainer Jon Dahl Tomasson gegen Slowenien (2:2) auf der Ersatzbank und wechselte ihn gegen Kosovo (0:2) erst in der 72. Minute ein. Nun, einen Monat später, dürfte Isak auch angesichts der Ausgangslage von Beginn an gegen die Schweiz auflaufen. Denn Schweden muss gegen die Schweiz gewinnen, wenn der Gruppensieg weiterhin ein Thema bleiben soll.
Erinnerungen an die Nations League
Eine Aussicht, die Elvedi aber wenig zu beeindrucken scheint. "Ich werde mir noch ein paar Videos ansehen, um die Stärken und Schwächen der Angreifer zu analysieren", sagt der Zürcher. Dies wird im Nationalteam aber sowieso bei jedem Gegner gemacht. Seine zurückhaltende Reaktion hat womöglich auch damit zu tun, dass die schwedischen Stürmer gar nicht mehr so gefährlich wirken. Hat das Millionen-Trio bereits sämtliche Ausstrahlungskraft verloren?
Für diese Schlussfolgerung ist die Saison und besonders die WM-Qualifikation noch zu jung. Isak, Gyökeres und Elanga dürften im ersten Heimspiel der Kampagne versuchen, an die Leistungen im letzten Herbst anzuknüpfen. Damals gewannen die Schweden fünf ihrer sechs Nations-League-Spiele (ein Unentschieden) und erzielten 19 Treffer - der höchste Wert aller Nationalteams im Wettbewerb.
Auch wenn die aktuelle Saison bisher noch nicht in ihrem Sinn lief, wissen die schwedischen Angreifer genau um das riesige Potenzial in ihrer Mannschaft. Die Frage wird sein, ob sie es am Freitag abrufen können oder ob Elvedi und Co. dafür sorgen, dass die geballte Offensivkraft neutralisiert wird.
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