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Keystone-SDA | Samstag, 22. November 2025

"Den 2. Platz unterschreiben? Wieso sollten wir?"

Thun führt die Super League nach 13 Runden mit neun Punkten Vorsprung an. Grosse Töne spuckt der Aufsteiger nicht, er macht sich aber auch nicht kleiner, als er ist. Parallelen zum Team von 2005.

Nelson Ferreira nimmt den Ball an. Eigentlich ist er nicht optimal positioniert, fast an der seitlichen Strafraumgrenze, dazu mit dem Rücken zum Tor. Doch das ist dem 23-Jährigen egal. Der Ball springt einmal vom akkurat geschnittenen Rasen auf, dann hebt ihn Ferreira über Manuel Almunia hinweg ins Tor. Während die Spieler in den weissen Shirts den Treffer bejubeln, ist es im altehrwürdigen Highbury, dem Stadion von Arsenal, mucksmäuschenstill. Der kleine FC Thun sorgt in der Champions League für Furore.

20 Jahre später mischt der Klub aus dem Berner Oberland die Super League auf. 31 Punkte hat der Aufsteiger nach 13 Spielen bereits auf dem Konto und damit zehn Zähler mehr als in der bisher erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte, die im Sommer 2005 mit Platz 2 belohnt wurde und in der Qualifikation zur Champions League mündete.

Andres Gerber, Nelson Ferreira und Mauro Lustrinelli gehörten damals zum Team, das historisches schaffte. Das Trio ist immer noch, respektive wieder da - und schreibt in anderen Rollen an einer neuen Erfolgsgeschichte. Der damalige Captain Gerber ist mittlerweile Präsident des Klubs, der einstige Goalgetter Lustrinelli hat die Mannschaft als Trainer zum Aufstieg geführt, der frühere Flügelflitzer Ferreira gehört als Assistent dem Trainerteam an und ist Bindeglied zur Nachwuchsabteilung. Nun sitzen die drei Legenden des Klubs in der Lounge der Stockhorn Arena und blicken mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf die glorreichen Champions-League-Nächte zurück, ziehen Parallelen zur heutigen Mannschaft und erklären den Weg, auf dem sie sich mit dem FC Thun befinden.

Zuletzt sechs Siege in Serie, neun Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz, und das als Aufsteiger: Müssen Sie sich manchmal selber kneifen?

Mauro Lustrinelli: "Es ist fantastisch, sensationell, historisch. Dessen sind wir uns schon bewusst. Gleichzeitig ist es eine Momentaufnahme. Es ist schön, dass wir eine Euphorie entfachen konnten. Der Fokus bleibt aber auf der tagtäglichen Arbeit."

Was ist das Geheimnis des FC Thun?

Andres Gerber: "Vor einem Jahr hätte man das noch nicht gefragt. Ein Geheimnis in dem Sinne gibt es nicht. Es sind verschiedene Puzzleteile, die ineinandergreifen. Wir haben grosse Kontinuität im Klub, durch das können wir in Ruhe arbeiten. Der Sportchef ist seit 15 Jahren hier, wir haben langjährige Konditions- und Goalietrainer, ich bin seit über 20 Jahren im Klub, Nelson und Mauro sind ebenfalls Urgesteine hier. Wir vertrauen einander und werden nicht so schnell nervös, müssen uns nichts mehr beweisen."

Lustrinelli: "Ein wichtiges Wort für mich ist Resilienz. Wenn Situationen kommen, in denen nicht alles rund läuft, müssen wir ruhig bleiben und als Team da rauskommen. Das ist ein Prozess. Wir haben bisher 13 gute Leistungen gezeigt. Auch bei den Niederlagen haben wir gut gespielt. Die Mannschaft ist ruhig und hungrig geblieben. Wir wollen unser Spiel auf dem Platz durchziehen, nicht einfach irgendwie tschutten."

Wo kann dieser Weg hinführen?

Gerber: "Ab und zu kommt die Frage nach dem Meistertitel. Träumen ist das letzte, was man einem Menschen nehmen kann. Ich würde lügen, wenn ich nicht davon träume. Es ist schon ein Ziel, eine Vision. Wir gehen jeden Tag zur Arbeit und jedes Wochenende auf den Platz, weil wir gewinnen wollen. Die Quintessenz daraus ist, wenn du immer gewinnst, dass du am Ende ganz oben stehst. Wenn du nach 13 Spielen so weit voraus bist, wäre es eine falsche Bescheidenheit, wenn man sagen würde, man glaubt nicht daran oder es wäre völlig unrealistisch. Wir sind nicht abgehoben oder naiv, wissen genau, dass es auch auf die Konkurrenz ankommt. Wir können unsere Sache perfekt machen, aber wenn die anderen es auch perfekt machen, wird es schwierig."

Würden Sie heute für den 2. Platz am Ende der Saison unterschreiben?

Lustrinelli: "Wenn du die Zukunft schon kennst, verlierst du die ganze Neugier. Mir gefällt der Prozess, der Weg, den wir gehen. Das will ich geniessen. Wieso soll ich das unterschreiben? Ich würde nicht."

Und der Präsident?

Gerber: "Wir könnten am Ende Zweiter werden und doch unglücklich sein. Äuä wären wir schon zufrieden mit Platz 2, aber du weisst ja jetzt nicht, wie es laufen wird. Darum bin ich auch bei Mauro: Nicht unterschreiben!" (lacht)

Gehen wir in die Zeitmaschine und fliegen 20 Jahre zurück: Was war es für ein Gefühl, mit dem kleinen FC Thun in der Champions League zu spielen?

Nelson Ferreira: "Es war ein Highlight für uns alle, eine unglaubliche Zeit. Es hat alles gepasst, sonst hätten wir diese grossen Erfolge nicht erreichen können. Das tönt jetzt nach einem Klischee, es war aber wirklich so: Wir waren auf und neben dem Platz eine grosse Familie. Das hat uns extrem weitergebracht. Im Nachhinein haben wir es zu wenig genossen, wir waren im Tunnel. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alles mehr geniessen."

Gerber: "Der Zusammenhalt hat uns dahin gebracht. Die Freude stand über allem. Taktisch waren wir nicht so gut. Resilienz: Das Wort hat man damals noch gar nicht gekannt (lacht). Wir hatten Ehrgeiz. Und doch waren wir besser, als wir gedacht haben. Wir waren unbeschwert, hatten keinen Druck."

Es gibt also gewisse Parallelen zu heute.

Gerber: "Es waren ganz andere Zeiten damals. Wir waren als Klub nicht bereit für die Champions League, waren völlig überfordert – und das ist kein Vorwurf. Der FC Thun war vor 20 Jahren nie so weit wie heute. Wir waren fast ein Amateurklub, hatten einen provisorischen Container als Geschäftsstelle und zwei Angestellte. Als wir uns für die Gruppenphase qualifiziert haben, mussten wir vom einen auf den anderen Tag 20 Angestellte suchen - also der Klub, ich war ja zum Glück Spieler (schmunzelt). Dann die Medienpräsenz: Wir mussten jeden Tag Interviews geben, waren auf einmal Stars. Wenn wir drei einmal sterben, wird man an der Beerdigung von diesen Nächten in der Champions League erzählen. Das ist in die Geschichte eingegangen."

Nun könnten Sie in neuen Rollen wieder Geschichte schreiben. Was muss passieren, dass der FC Thun auch am Ende der Saison zuoberst in der Tabelle steht?

Ferreira: "Wir schauen nicht zu weit in die Zukunft, legen unseren Fokus auf das nächste Spiel. Wir wollen den eingeschlagenen Weg weitergehen, Tag für Tag hart und mit Freude arbeiten. Das macht uns stark. Am Schluss kommt vielleicht eine Belohnung für das, was wir investieren."

Lustrinelli: "Es ist schön, wenn du nach Genf gehst, das Spiel gewinnst und in der Kabine ist es danach ruhig, nicht wahnsinnig euphorisch. Aufgabe erledigt. Die nächste Challenge kommt. Am Samstag wartet Lugano. Es wird spannend zu sehen sein, mit welcher Taktik, mit welcher Strategie sie antreten. Für uns gilt es, Lösungen zu suchen. Ich bin neugierig, wie wir diese nächste Challenge meistern."

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