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Deutscher Soldat bei Übung von Polizei angeschossen
Nach einem Schuss auf einen Soldaten der deutschen Bundeswehr durch die bayerische Polizei bei einer Übung suchen gleich mehrere Behörden nach der Ursache.
Sowohl ein Sprecher des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr als auch die Polizei des süddeutschen Bundeslandes teilten mit, es werde untersucht und ermittelt, wie es zu den Schüssen kommen konnte, bei dem ein Soldat im oberbayerischen Erding verletzt worden war. Die Übung soll aber weitergehen, wie das deutsche Militär mitteilte.
Die Polizei war nach eigenen Angaben am Mittwoch gegen 17.00 Uhr alarmiert worden, weil jemand von einer vielbefahrenen Bundesstrasse aus einen Mann mit Waffe im Tarnanzug gesehen hatte. Daraufhin habe die Einsatzzentrale "starke Kräfte" dorthin geschickt, es seien Schüsse gefallen.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) handelte es sich um einen Schusswechsel zwischen Soldaten und der Polizei. Dabei wurde einer der Soldaten von einem Schuss der Polizei getroffen und verletzt. Darüber, ob es sich bei den von den Soldaten abgegebenen Schüssen um echte Patronen oder Schreckschüsse gehandelt hatte, gab es zunächst keine gesicherten Angaben.
Erst im Nachgang habe sich herausgestellt, dass der Mann wegen der Übung dort bewaffnet unterwegs war, teilte die Polizei mit. Der Verletzte wurde in eine Klinik gebracht, aber noch am Abend wieder entlassen.
Polizei spricht von "Kommunikationspanne"
Auch die Staatsanwaltschaft Landshut prüfte den Vorfall. "Wir stehen aber noch ganz am Anfang", sagte eine Sprecherin. Vertreter der bayerischen Regierung, darunter auch der für die Polizei zuständige Innenminister Joachim Herrmann, schwiegen auch am Tag nach den Ereignissen zu dem Vorfall.
Die Polizei ging nach dem Vorfall am Mittwochnachmittag von einer "Kommunikationspanne" als Ursache aus. "Wir wussten nicht, dass zu diesem Zeitpunkt dort geübt wird", sagte ein Sprecher der dpa. "Bei der Übung gestern war die Polizei in Erding auch nicht involviert." Der Landrat des Kreises Erding, Martin Bayerstorfer, nannte die Kommunikation eine "absolute Katastrophe". Die Kommunikationshoheit habe ausschliesslich bei der Bundeswehr gelegen.
Landkreis vorab nicht explizit als Übungsort benannt
Über die grossangelegte, für mehrere Tage in verschiedenen Regionen mit verschiedenen Manövern geplante gemeinsame Übung "Marshal Power" habe man zwar Bescheid gewusst, sagte der Polizeisprecher. Allerdings sei nicht bekannt gewesen, dass deswegen am Mittwoch in Erding bewaffnete Kräfte unterwegs sein könnten.
Die Übung war nach Angaben der Bundeswehr vorab mit den Kommunen und Behörden abgestimmt. Den Landkreis Erding hatte die Bundeswehr in einer Mitteilung vorab aber nicht explizit als Ort des Geschehens benannt.
Bundeswehr-Soldaten sollten auch als bewaffnete Kämpfer agieren
Eigentliches Ziel der Grossübung "Marshal Power" war laut Bundeswehr, mit mehreren Hundert Beteiligten den Kampf im "rückwärtigen Raum" hinter einer fiktiven Frontlinie im Verteidigungsfall zu üben – mit Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften. Die Einsatzkräfte sollten laut Bundeswehr dabei in der Öffentlichkeit unter anderem das Vorgehen gegen "irreguläre Kräfte" trainieren. Damit sind bewaffnete Kämpfer gemeint, die keiner staatlichen Armee zuzurechnen sind.
Die Bundeswehr hatte vor der Übung angekündigt, dass dabei Feldjäger auch als "irreguläre Kräfte" im Einsatz seien. Ob die bei von der Polizei beschossenen Soldaten in dieser Rolle unterwegs waren, war zunächst nicht klar. Ebenfalls offen war, wer zuerst auf wen eine Waffe richtete.
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