Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
Die Tour de Ski hat ihren Zenit überschritten
Die Tour de Ski wird 20 und schrumpft. Zwei Orte, sechs Etappen, nur Italien. Was einst als Langlauf-Highlight mit fünf Destinationen durch halb Europa begann, zieht heute kompakter durch zwei Täler.
Als die Tour de Ski über den Jahreswechsel 2006/2007 aus der Taufe gehoben wurde, war sie ein Versprechen: mehr Drama, mehr Bühne, mehr Langlauf. Erdacht von Jürg Capol und Vegard Ulvang im Windschatten der Tour de France 2004, sollte sie dem Langlauf das geben, was auch den Radsport prägt. Der Plan ging auf. Die Tour wurde rasch zum Fixstern im Weltcup-Kalender, zur härtesten Woche des Jahres, zum Gradmesser für Vielseitigkeit und Leidensfähigkeit. Und dank vier Gesamtsiegen von Dario Cologna auch zum grossen Medienereignis in der Schweiz.
Über Jahre zog der Tross durch Mitteleuropa. Vier, manchmal fünf Austragungsorte mit Sprints in der Stadt, auch mit Etappen von A nach B und am Ende stets der Anstieg zur Alpe Cermis. Eine Rampe, die zunächst verpönt wurde, sich aber als Markenzeichen der Tour de Ski etabliert hat.
Nur noch zwei Etappenorte
Dieses Spektakel, oder in einigen Fällen die Grausamkeit dieses Schlussfeuerwerks, hält die Tour de Ski am Leben. Denn der Zenit des Etappenrennens ist überschritten. Die Jubiläumsausgabe präsentiert sich in reduzierter Form. Bloss noch zwei Stationen, Toblach und Val di Fiemme, rund 130 Kilometer voneinander entfernt. Italien hilft dem Langlaufsport mit sechs Etappen aus der Patsche. Der logistische Aufwand, der Termindruck rund um die Festtage, fehlende Unterkünfte - vieles spricht heute gegen die Tour de Ski, die einst ganz Europa umspannt hat. Auch Swiss-Ski ist als Organisator ausgestiegen, trotz Tradition und Begeisterung.
Einen Vorteil hat die Tour de Ski allerdings in diesem Winter. Der Sprint im Val di Fiemme findet auf der neuen olympischen Strecke statt, so dass auch die Besten die Chance wahrnehmen, dort noch einmal den Parcours zu erkunden. Nur Jonna Sundling, eine Konkurrentin von Nadine Fähndrich, hat sich von den grossen Namen entschieden, die Tour de Ski zugunsten einer Trainingsperiode auszulassen.
Durchzogene Schweizer Saisonbilanz
Das Schweizer Team präsentiert sich vor der Tour de Ski mit gemischter Bilanz. Angeführt wird das Team unverändert von Nadine Fähndrich, die ihrer Rolle als Zugpferd gerecht wird. Platz 5 zum Auftakt in Ruka und vor allem der Podestplatz beim Heimweltcup in Davos zeigen, dass die WM-Dritte auf dem richtigen Weg ist.
Hinter ihr machte Anja Weber einen bemerkenswerten Schritt nach vorne. Viertelfinals, Halbfinals, ein 10. Rang im Sprint in Davos und Platz 16 über 10 km Skating: Die Zürcher Oberländerin liefert konstant ab und punktete in jedem Rennen. Sie ist als 13. die beste Schweizerin im Gesamtklassement. Und auch Nadja Kälin zeigt sehr solide Auftritte.
Bei den Männern schwenkt das Pendel noch. Valerio Grond und Janik Riebli setzten im Sprint vereinzelt Akzente, doch die Konstanz fehlt. Und über die langen Distanzen tut sich das Team schwer. Einzig Beda Klee läuft derzeit auf Olympia-Niveau, der Ostschweizer lässt die Tour de Ski aber aus.
Klaebo peilt Rekord an
Während im Feld der Frauen mehrere Nationen in den vordersten Positionen vertreten sein werden, drohen Norwegens Männer erneut mit einer Dominanz. Im Kampf um die Olympia-Tickets werden sie sich nichts schenken. Johannes Hösflot Klaebo gilt zwar für die Winterspiele als gesetzt, dafür lockt ihn ein anderes Ziel. Mit einem fünften Gesamtsieg könnte er alleiniger Rekordhalter werden. Bislang hat der Allrounder sich diese Auszeichnung mit Dario Cologna geteilt. Auch bei den Frauen stehen die Rekordsiegerinnen Justyna Kowalczyk und Therese Johaug bei vier Gesamtsiegen.
















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