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Gewandelter Kovac: "Müssen wie eine Faust sein"
Der Gipfel Bayern München gegen Borussia Dortmund ist wieder ein echtes Topspiel. Erster gegen Zweiter, beide noch ungeschlagen. Der Aufschwung beim BVB hat viel mit dem Coach zu tun.
Chance und Gefahr zugleich: Das Gipfeltreffen zwischen Bayern München gegen Borussia Dortmund birgt endlich wieder jede Menge Spannung - für die Liga, aber auch den wiedererstarkten BVB, der eine neuerlich frühe Dominanz der Bayern unbedingt verhindern will. "Wir wissen um die Wichtigkeit des Spiels, aber konzentrieren uns voll auf uns", sagte der einstige Bayern- und aktuelle BVB-Coach Niko Kovac vor dem Duell am Samstag.
Gewinnen die Bayern auch ihr siebtes Meisterschaftsspiel, wäre der verlustpunktfreie Rekordmeister dem BVB schon um sieben Punkte enteilt. Andererseits sehen sie in Dortmund die Chance, bis auf einen Punkt heranzukommen und die Liga spannend zu halten. "Die Bayern sind der Favorit, das kann keiner abstreiten. Aber wir sind der Aussenseiter, der dem Gegner irgendwie wehtun möchte", sagte Kovac und wählte ein interessantes Bild, um den Dortmunder Ansatz zu verdeutlichen. "Wir müssen wie eine Faust sein. Eine Faust tut mehr weh als eine Schelle."
Unter dem seit Mittwoch 54-Jährigen ist der BVB wieder auf Kurs. Ob die Dortmunder schon wieder auf Augenhöhe mit den Bayern sind, wird sich am Samstag zeigen. "Unterschätzen werden sie uns sicher nicht", meinte Kovac angesichts des Aufschwungs unter seiner Führung.
Kovac kommt an
Mit vier Punkten Rückstand auf die souveränen Münchner reisen die Westfalen an. Nach der lange völlig verkorksten und am Ende durch Kovac geretteten Vorsaison hatte Dortmund 25 Punkte Rückstand auf den Meister. In dieser Saison setzt sich nahtlos fort, was zuvor schon eingeleitet worden war: Unter Kovac punkten die Dortmunder mehr, kassieren weniger Tore, schiessen selbst aber mehr. Mit dem Kroaten gewann Dortmund 65 Prozent aller Spiele in der Meisterschaft und holte dabei im Schnitt 2,1 Punkte pro Spiel. Kein BVB-Trainer hat eine bessere Bilanz.
Die anfängliche Skepsis in Dortmund Kovac gegenüber ist einer allgemeinen Zufriedenheit gewichen. "Man muss einfach sagen: Niko liefert ab", sagte Sportchef Lars Ricken in der "Sport Bild". Die Dankbarkeit der BVB-Bosse ist gross, dass Kovac den Revier-Riesen nach dem Stellenantritt vor einem Dreivierteljahr von Rang 11 in der Tabelle noch auf Platz 4 und damit erneut an die Geldtöpfe der Champions League geführt hat. Diese Dankbarkeit war so gross, dass der Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängert wurde.
Kein Vergleich mit Bayern-Version
Kovac wirkt nicht nur bei seinen Spielern. Auch ausserhalb hat der einstige Profi wenig mit dem Bild gemein, das er noch in seiner Zeit als Trainer der Bayern zwischen Sommer 2018 und November 2019 trotz drei gewonnener Titel abgegeben hat. Damals wirkte Kovac gereizt und machte teilweise unglückliche Aussagen, etwa über den damaligen Edelreservisten Thomas Müller. Seit jener Zeit aber hat sich Kovac gewandelt.
"Man versucht ja, sich als Mensch zu verbessern. Als Trainer hat man sich sicher auch weiterentwickelt", sagt Kovac dazu. Stets souverän auch bei kritischen Fragen und freundlich im Auftreten gewann er in Dortmund schnell viele Sympathien. Beobachter, die anfangs schon Wetten abschlossen, welchen Star Kovac als Erstes beim BVB ausmustern würde, wurden schnell enttäuscht.
Tatsächlich stellt sich Kovac vor jeden seiner Spieler, am auffälligsten langezeit vor allem vor den polarisierenden Julian Brandt, der lange in einer Formkrise steckte. Vermeintliche Problemfälle bezieht der früher oft so streng wirkende Kovac geduldig mit ein, bis sie funktionieren oder besser werden. Marcel Sabitzer, Karim Adeyemi und Yan Couto sind die besten Beispiele dafür.
Letzter Klassiker für Watzke als BVB-Boss
Einer der grössten Kovac-Fans in Dortmund ist der aus dem Amt scheidende Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Der 66-Jährige geniesst es, zum letzten Mal als Boss eines echten Spitzenklubs nach München reisen zu dürfen. "Es ist es ein besonderes Spiel für mich, da will ich gar nicht drum herumreden", sagte Watzke den "Ruhr Nachrichten". "Ich würde es ungern verlieren."
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