Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
«Mama Africa» am Weihnachtsmarkt
Die Familie Matzig berichtet von ihrem Direkthilfeprojekt in Burkina Faso – und gibt am Samstag, 7. Dezember, an ihrem Marktstand in Mels persönlich Auskunft.
Auch am diesjährigen Melser Weihnachtsmarkt von übermorgen Samstag bietet das Melser Direkthilfeprojekt Verein Mama Africa wieder Köstlichkeiten an. «Selbstgemachte Gerstensuppe und Glühwein erwärmt in der kalten Jahreszeit so manches Gemüt», heisst es im Pressetext. Selbstgebackener Kuchen, Hot Dogs und warmer Punsch ergänzen das Sortiment – frei nach dem Motto «mit Hunger gegen Hunger». Durch den Erlös jeder Suppe oder jedes Getränks könne in Burkina Faso ein Vielfaches bewirkt und manchem Kind der Hunger gestillt werden, heisst es.
«Terror ist allgegenwärtig»
Hierzulande höre man vom fernen Burkina Faso nicht allzu viel, doch in den letzten Jahren sei vielen zu Ohren gekommen, dass der Terrorismus mittlerweile in weiten Teilen der Sahelzone Einzug gehalten habe. «Burkina Faso ist in letzter Zeit von vielen terroristischen Akten in Mitleidenschaft gezogen worden – Vertreibung, Angst und Schrecken der ländlichen Bevölkerung ist eine Folge davon.» Viele versuchten, ihre Dörfer zu verlassen und suchten Zuflucht in der Hauptstadt Ouagadougou. Vor allem christlich geprägte Schulen seien im Visier der Terroristen, welche eine weit einhergehende Islamisierung verfolgten und vielen Schulen den Garaus machen wollten.
Laut der Familie Matzig aus Mels, die das Projekt seit mehr als 24 Jahren vorantreibt, seien ihre vier Schulprojekte bisher wie durch ein Wunder unversehrt geblieben und könnten ihren Schulalltag vorläufig aufrechterhalten.
2895 Schüler an den vier Schulen des Vereins Mama Africa
«Die Schülerzahlen sind in den letzten Jahren immens gestiegen, heute dürfen stolze 2895 Schulkinder das Lesen, Schreiben und Rechnen an einer der vier Schulen des Vereins Mama Africa am Stadtrand der Mehrmillionenstadt Ouagadougou erlernen – keine Selbstverständlichkeit für mehr als 70 Prozent der Bevölkerung dieses Landes.» Aktuell sei es immer wieder ein Thema, dass sich Eltern gezwungen sähen, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, um mit Kinderarbeit für den Unterhalt der Familie mitzusorgen. Lebensmittel und alltägliche Gegenstände würden aufgrund der politischen Situation immer teurer. Durch die Bezahlung vieler Schulgelder versuche der Verein Mama Africa dem entgegenzuwirken. Mit der Schenkung eines 50-Kilo-Reissacks werde vielen notleidenden Familien kurzzeitig geholfen und Hunger gestillt.
Vielen Menschen vor Ort scheine jedoch nicht nur der Hunger nach Essen Sorgen zu bereiten, sondern vor allem der Hunger und das Bedürfnis nach Sicherheit. «Niemand weiss, wann und wo der Terror wieder zuschlägt.» Der früheren Hingabe ans Schicksal, dem allgegenwärtigen Humor und der Aufgestelltheit seien oft Unbehagen, Angst und Traurigkeit gewichen. Viele Eltern wüssten nicht, wie sie den Alltag bestreiten oder ihre Kinder vor der aktuellen unsicheren Situation beschützen sollten. «Umso wichtiger scheint es uns, den Betrieb in dieser Angespanntheit weiterzuführen und den Kindern einen Ort zu bieten, wo sie sich mit Gleichaltrigen entwickeln, fürs Leben lernen und lachen dürfen», schreibt die Familie Matzig.
«Aufgrund der politisch gefährlichen Lage können Direkteinsätze vor Ort nicht durchgeführt werden – zu hoch scheint das Risiko, als Zielscheibe zu dienen», heisst es weiter. «Die Organisation für die Realisierung der Projekte ist aus der Ferne mit viel Mehraufwand und intensiver Korrespondenz verbunden, was ein hohes Mass an Vertrauen an die Schulleitungen und Arbeitskräfte vor Ort voraussetzt.» Im letzten Jahr habe man jedoch dank treuen Spendern erneut vielerlei Vorhaben realisieren können.
«An drei Standorten wurden neue Schulzimmer gebaut, mit Schulbänken eingerichtet und alle 2895 Schulkinder wurden mit Schulheften, Stiften und Büchern ausgestattet. Ein Nähatelier konnte mit Nähmaschinen ergänzt werden – für den Kindergarten wurde ein Spielplatz errichtet.»
Die leuchtenden Augen zufriedener Kinder seien Zeichen genug, dass sich diese Arbeit lohne – denn Bildung sei der Schlüssel für die Zukunft, «verbunden mit der Hoffnung, dass sich diese Kinder eines Tages durch ihr Wissen und Bemühen eine bessere Welt erschaffen können».
Die Mitglieder des Vereins Mama Africa freuen sich, am Weihnachtsmarkt sich bei zahlreichen Spendern persönlich zu bedanken und Näheres von ihren aktuellen Projekten zu berichten. (pd)
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