Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
Roger Federer im Interview zur Aufnahme in die Hall of Fame
Roger Federer schaut in einem von den Tamedia-Zeitungen publizierten Interview auf einschneidende Momente in seiner Karriere zurück und gewährt Einblicke in sein "neues" Leben.
Seit ein paar Tagen ist offiziell, dass Roger Federer in die Hall of Fame des Tennis aufgenommen wird. Für die Video-Schaltung für die Verkündigung durch die Verantwortlichen der Ruhmeshalle hat der 20-fache Grand-Slam-Gewinner einen besonderen Ort gewählt. Er verfolgt sie im Kreis der Junioren in der Basis von Swiss Tennis in Biel.
Die Bitte nach dem Rückblick auf die Zeit als Jugendlicher hat sich im Gespräch aufgedrängt. Am meisten habe ihn auf dem Weg vom Teenager zum Mitglied der Hall of Fame überrascht, dass dieser Weg "einfacher war, als ich gedacht hatte", sagt Federer. "Ich hätte nie geglaubt, dass ich in die Ruhmeshalle des Tennis komme oder Wimbledon gewinne und so weiter. Ich hoffte einfach, dass ich es auf die Profitour schaffe. Ich hoffte, dass es sich nicht als Fehler entpuppen würde, als ich mit 16 mit der Schule aufhörte."
"Würde gar nichts anders machen"
Federer würde den gleichen Weg nochmals gehen. Er würde "gar nichts anders machen. Ich würde alles nochmals so erleben wollen, mit allen Höhen und Tiefen. All diese Erfahrungen haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin."
Der Maestro erinnert sich auch zurück an die Anfänge. "Am schwierigsten war für mich der Übergang vom Junior zum Profi. .... Diese Phase war für mich schwierig. Wenn du viel reist, oft verlierst und dann auch noch so emotional geladen bist wie ich, denkst du: Ich habe das Kleingedruckte auf dem Tennisvertrag nicht gelesen. Es ist nicht nur Spass und Spiel. Diese Ernsthaftigkeit machte mir zu schaffen. Die Jahre von 18 bis 20, 21 waren hart für mich."
Paganini als wichtige Bezugsperson
Auf die Frage nach den entscheidenden Dingen beziehungsweise Leuten für den Sprung vom Talent zum Champion spricht Federer nicht in erster Linie von seinen Coaches. Er erwähnt vorab Pierre Paganini, seinen langjährigen Fitnesstrainer. "Pierre Paganini war für mich enorm wichtig. Er war für mich viel mehr als der Fitnesstrainer, er war mein Mentor. .... Klar ist: Ohne ihn wäre meine Karriere anders herausgekommen. Er zeigte mir, wie und wie oft ich trainieren muss. Und er unterstützte mich in allem."
Ein Thema war auch Trainer Peter Carter, der bei einem Autounfall ums Leben kam, als Federer 20 Jahre alt war. "Ich weiss nicht, wie fest sein Tod meine Perspektive verändert hat. Ich finde es einfach extrem schade, dass er so vieles von dieser unglaublichen Karriere nicht miterlebt hat. ...." Natürlich darf die Frage nach der Rolle der Eltern nicht fehlen. "Ich kann sehr viel von meinen Eltern lernen. Sie mischten sich nicht ein, wenn es nicht nötig war. Sie riefen jeweils mich, meinen Coach bei Swiss Tennis und Pierre an und fragten: 'Wie läuft es?' Und wenn alle sagten, es sei okay, hielten sie sich raus. ...."
"General Manager" von Sohn Leo
Federer redet auch über seine Vaterrolle - und über seine Rolle für seinen Sohn Leo, der auch schon an Tennis-Turnieren teilnimmt. "Ich probiere jetzt, meinem Sohn Leo ein Gerüst fürs Tennis zu konstruieren. Er ist nun elf." Als Coach sieht sich der Papa allerdings nicht. "Wenn es mich braucht, bin ich da. Ich helfe gern, auch bei anderen Kindern. Aber das Coaching soll jemand anders übernehmen. Ich sehe mich bei Leo eher als 'General Manager'. Ich habe ihn lange nicht gepusht. Aber seit etwa einem Jahr, seit ich merke, dass er immer mehr spielen will, versuche ich, ihm das zu ermöglichen. ...."
Federer selber spielt wieder mehr Tennis als unmittelbar nach dem Ende seiner Karriere vor drei Jahren. "Nach dem Rücktritt machte ich viel Reha. Es war also nicht so, dass ich ganz viel Sport getrieben hatte und dann plötzlich komplett aufhörte. Ich trainierte weiter. Aber ich spielte kein Tennis mehr, um das Knie zu schonen. Ich machte Pilates und probierte es mit Golf. ...." Nunmehr ist er wieder öfter auf dem Tennisplatz anzutreffen. "Mein Knie fühlt sich besser an. Ich spiele jetzt wieder viel mehr Tennis. Im Sommer spielte ich ab und zu mit Ivo Heuberger. ...."
Federer bekommt auch die Frage gestellt, ob er sich vorstellen könne, wieder vermehrt im Profitennis aktiv zu sein - auf welche Art auch immer. "Momentan nicht. Ich konzentriere mich auf unsere Kinder. .... Egal, wer jetzt anfragen würde, ich würde absagen. Ich habe gar keine Zeit. Ich glaube, das wissen auch alle. Darum fragt auch niemand. (lacht) Aber sag niemals nie."
Parallelen zu Odermatt
Ein Thema ist auch Marco Odermatt. "Ich sehe Parallelen zu mir. So, wie ich ihn als Aussenstehender erlebe, ist er einer, der den Druck sucht, mit dem Druck umgehen kann und sich beweisen will." Federer zeigt sich vom Nidwaldner beeindruckt. "Egal, ob es ein brutal hartes Rennen war oder er versagt hat, was ja zum Glück nicht so häufig vorkommt, er steht hin und sagt, wie es ist. Er macht eine ganz klare Analyse. Ich habe Freude, ihm zuzuhören. Er ist unglaublich authentisch."
















Kommentare (0)
Schreibe einen Kommentar