Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
Schweizer Unihockey-Frauen nach Sieg über Schweden im WM-Final
Das Schweizer Unihockey-Nationalteam der Frauen steht an der WM in Tschechien sensationell im Final. Die Equipe um Captain Isabelle Gerig schlägt im Halbfinal in Ostrava Titelverteidiger Schweden 6:3.
Damit war nicht zu rechnen! Noch nie hatten die Schweizerinnen gegen die schwedische Unihockey-Übermacht an einer WM gewonnen, seit 2007 triumphierte beim zweijährlichen Saisonhighlight ausnahmslos Schweden.
Und nun setzten sich die Schweizerinnen am Samstag in Ostrava erstaunlich souverän durch: Ab der 4. Minute und dem sehenswerten 1:0 durch Seraina Fitzi hatten die Underdogs die Nase vorne. Nach dem ersten Drittel stand es 4:1, nach dem zweiten - trotz eines vergebenen Penaltys von Gerig - 5:1. Erst in den Schlussminuten kamen die Schwedinnen mit sechs Feldspielerinnen noch vom 1:6 auf 3:6 heran.
Chance auf Revanche im Final
Der erste WM-Sieg über Schweden war erst der dritte Erfolg im 71. Duell über den Rekord- und Serienchampion. Unverhofft können die Schweizerinnen damit vom zweiten WM-Titel nach 2005 träumen. Zumal die letzte Hürde weniger unüberwindbar als die Schwedinnen scheint. Gegner im Final am Sonntag (16.00 Uhr) ist der Gastgeber Tschechien, der sich gegen Finnland 1:0 durchsetzte und und nach Rang 3 vor zwei Jahren zum ersten Mal überhaupt in einem WM-Final steht.
"Darauf haben wir zwei Jahre lang hingearbeitet. Wir haben so eine coole Truppe beisammen, die Emotionen sind unglaublich", sagte Anja Wyss, die Torschützin des sechsten Schweizer Treffers, im SRF-Interview. "Uns war allen bewusst, dass das in der Gruppenphase nicht die besten Leistungen waren. Wir wussten, dass jede von uns zehn, fünfzehn Prozent mehr kann. So cool, dass wir das nun am Tag X aufs Feld bringen konnten", so Wyss weiter. Die Doppeltorschützin Norina Reusser strich den ausgezeichneten Teamgeist und das hohe Tempo im Kader heraus.
Ein Steigerungslauf und Lara Heini
In der Gruppenphase hatten die Schweizerinnen noch wenig brilliert und das Duell gegen Tschechien um den 1. Rang 4:7 verloren. Erst im Viertelfinal nahm das Team von Trainer Oscar Lundin mit einem 14:1-Kantersieg über die Slowakei Fahrt auf.
Grossen Anteil am Coup über Schweden hatte einmal mehr Goalie Lara Heini. Die 31-jährige Bündnerin, die seit 2017 bei Pixbo Wallenstam in der schwedischen Topliga spielt, parierte 23 Schüsse, darunter einige mirakulös, und wurde folgerichtig zur Spielerin des Spiels ausgezeichnet.
Nicht zuletzt, aber nicht nur dank Heini blieb die schwedische Offensive mit der in der Gruppenphase zur WM-Rekordskorerin vor Corin Rüttimann aufgestiegene Emelie Wibron erstaunlich blass. Die Skandinavierinnen, die sich zuvor an 11 von 14 Weltmeisterschaften behauptet und den Titel letztmals 2005 nicht geholt hatten, waren zwar über weite Strecken spielbestimmend, fanden aber erst mit sechs Feldspielerinnen valable Mittel. Zugleich agierten die Schweizerinnen in der Offensive abgebrüht. Während Heini fast 90 Prozent der schwedischen Schüsse abwehrte, war Schwedens Goalie Lovisa Hedin bei zwei Drittel der Schweizer Abschlüsse machtlos.
Lundins Händchen
Baumeister des Erfolgs ist auch der schwedische Nationaltrainer Lundin, der vor zwei Jahren beim enttäuschenden 4. Platz in Singapur noch einen unglücklichen WM-Einstand hinter der Bande der Schweizerinnen erlebt hatte, dem der Verband das Vertrauen aber nicht entzog. "Für solche Momente haben wir dieses Team gebaut. Die beiden schnellsten Teams im Final; im Tennis schlägst du den Gegner mit Länge, im Unihockey mit Speed. Auch der Zusammenhalt im Team ist aussergewöhnlich, und Lara Heini ist Lara Heini", befand Lundin.
Telegramm und Resultate:
Schweden – Schweiz 3:6 (1:4, 0:1, 2:1)
Ostrava. - 3889 Zuschauer. - SR Nerg/Saarinen (FIN). - Tore: 4. Fitzi (Berger) 0:1. 13. Gredig (Wick) 0:2. 16. Fitzi (Heini) 0:3. 18. Rasmussen 1:3. 19. Reusser (Ritter) 1:4. 25. Reusser (Ritter) 1:5. 49. Wyss (Fitzi) 1:6. 56. Nordstrand (Rasmussen, Schweden ohne Torhüterin) 2:6. 59. Rasmussen (Markström, Schweden ohne Torhüterin) 3:6. - Strafen: Keine gegen Schweden, 1mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Schweden: Hedin; Lindgren, Petersson; Alm, Sundberg; Andersson, Carlsson; Tschop; Nordstrand, Viström, Wibron; Johansson, Lundin, Bäckstedt; Rasmussen, Ögren, Markström; Stenberg, Hammar.
Schweiz: Heini; Larsson, Stettler; Berger, Gredig; Schmuki, Ritter; Thomi; Gerig, Ediz, Spichiger; Wyss, Wick, Fitzi; Reusser, Faisst, Wieland; Müller, Metzger.
Bemerkungen: Nordstrand (SWE) und Heini (SUI) als beste Spielerinnen ausgezeichnet. 29. Hedin pariert Penalty von Gerig. Schweden ab der 48. Minute zum Teil ohne Torhüterin.
Ostrava (CZE). WM der Frauen. Halbfinals: Tschechien - Finnland 1:0 (0:0, 0:0, 1:0). Schweden - Schweiz 3:6 (1:4, 0:1, 2:1).
Am Sonntag. Final: Tschechien - Schweiz (16.00 Uhr). - Um Platz 3: Finnland - Schweden (12.45 Uhr).















Kommentare (0)
Schreibe einen Kommentar