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Sexuelle Belästigung in Vilters-Wangs: Algerier darf «Sonnenberg» nicht mehr verlassen
Der Fall schlägt auf den sozialen Medien und im Sarganserland hohe Wellen: Ein 27-jähriger Algerier hat in Vilters-Wangs mehrere Frauen sexuell belästigt. Gemeindepräsident Patrik Schlegel bedauert die Vorfälle und betont, dass die Betroffenen unterstützt werden. Regierungsrat Christof Hartmann will solche Vorfälle nicht akzeptieren und dafür sorgen, dass entsprechende Massnahmen verschärft werden.
«Nein, für die Gemeinde besteht kein Grund zur Sorge», appelliert Patrik Schlegel, Gemeindepräsident von Vilters-Wangs, an die Bevölkerung. Das Onlineportal «20 Minuten» hatte zuvor berichtet, dass ein 27-jährigen Algerier drei Frauen in Vilters-Wangs sexuell belästigt habe, indem er vor ihnen masturbiert habe. Wie Schlegel gegenüber dem «Sarganserländer» ausführt, zieht der Kanton nun die Reissleine. Der Mann dürfe das Areal des Ausreise- und Notfhilfezentrums Sonnenberg nicht mehr verlassen. «Somit wird er nicht mehr im Dorf anzutreffen sein», so Schlegel. Gleichzeitig laufe der Ausschaffungsvollzug. «In absehbarer Zeit wird er das Land verlassen müssen. Wir bedauern die Vorfälle gegenüber den Betroffenen natürlich sehr. Falls jemand fachliche Hilfe benötigt, stellen wir sie zur Verfügung.»
Die kritischen Stimmen jener, die sich im Artikel von «20 Minuten» darüber aufregten, dass «Anzeigen und Reklamationen bei der Gemeinde bisher im Sand verlaufen sind» (siehe auch Artikel hier), kann Schlegel nicht nachvollziehen. Nach den Vorfällen habe sich der Gemeindepräsident direkt mit der Leitung des «Sonnenbergs» und der Polizei ausgetauscht. «Es handelt sich um eine Person aus dem ANZ Sonnenberg. Verantwortlich sind Kanton und Zentrumsleitung. Die Gemeinde steht im engen Austausch mit Polizei und Zentrum, konkrete Massnahmen liegen jedoch bei diesen Stellen.» Zudem habe er von der Zentrumsleitung keine Hinweise darüber erhalten, dass ein Einschreiten der Gemeinde nötig sei. Meldungen aus der Bevölkerung habe die Gemeinde ebenfalls keine erhalten.
«Können nicht jemanden wegsperren»
Bereits mehrfach eingeschritten ist die Kantonspolizei St. Gallen, wie Polizeisprecher Milo Frey auf Anfrage bestätigt. Zuerst am Montag, als der Algerier noch mit einer Ermahnung davonkam. Als die Kantonspolizei einen Tag später erneut alarmiert wurde, sprach sie eine Wegweisung aus. Diese gelte allerdings jeweils höchstens für 24 Stunden. «Jemanden festzunehmen oder wegzusperren, ist nicht so einfach. Das ist Sache der Staatsanwaltschaft», so Frey.
Man habe die Aussagen der betroffenen Frauen und des Algeriers aufgenommen, musste ihn anschliessend aber wieder freilassen. Im «20-Minuten»-Artikel zeigten sich die Betroffenen empört darüber: «Es kann doch nicht sein, dass dieser Typ einfach jeden Tag wieder hier auftauchen und Frauen belästigen kann.» Frey versteht die Frustration, rät deshalb: «Wichtig ist es, solche Vorfälle direkt bei uns zu melden. Je öfters eine Person gemeldet wird, desto mehr können wir tun. Wenn die Wegweisung ignoriert wird, kommt es zu einer Verzeigung.»
Hin und wieder Vorfälle, aber nicht jeden Tag
Zu den Gerüchten, dass es in Vilters-Wangs immer mal wieder Probleme mit abgewiesenen Asylsuchenden gibt, äussert sich Schlegel folgendermassen: «Wir treffen uns einmal jährlich mit der Zentrumsleitung und mit dem kantonalen Migrationsamt zu einem runden Tisch. Es gibt hin und wieder Vorfälle, das stimmt. Dass aber Delikte wie Schwarzfahrerei oder ähnliches täglich oder wöchentlich vorkommen, ist allerdings nicht der Fall.»
Ausschaffung «mit höchster Priorität»
Verantwortlich für den Betrieb des «Sonnenbergs» in Vilters ist der Kanton St. Gallen. Das Migrationsamt betreibt dort ein Ausreise- und Nothilfezentrum. Die Bewohnenden im «Sonnenberg» haben in der Regel ein rechtskräftig abgelehntes Asylgesuch oder sind ausländerrechtlich aus der Schweiz weggewiesen und haben somit keine Aussicht auf einen rechtmässigen Aufenthalt in der Schweiz.
Gemäss Jürg Eberle, Leiter des Migrationsamtes, werde man alles daran setzen, dass solche Vorfälle nicht mehr passieren. Man werde den fehlbaren Algerier nun «mit höchster Priorität» ausschaffen. Wichtig ist ihm zu betonen, dass nach heutigen Erkenntnissen die Verfehlungen alle am gleichen Tag anfangs dieser Woche passierten und sich nicht über einen längeren Zeitraum hinzogen.
Regierungsrat Christof Hartmann, zu dessen Sicherheits- und Justizdepartement das Migrationsamt gehört, sagte auf Anfrage, solche Vorkommnisse «nicht zu akzeptieren». Er wolle dafür sorgen, dass die Massnahmen bei Vorfällen wie diesen «verschärft werden». (rv)
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