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Simon Ehammer über seine nächste WM-Enttäuschung
Simon Ehammer erlebt eine WM der Enttäuschungen: Platz 4 im Weitsprung trotz einer Weltklasse-Leistung, plus ein missglückter Zehnkampf. Der Appenzeller steht Red und Antwort.
Simon Ehammer, sind Sie nach Platz 4 am Mittwoch im Weitsprung in eine Negativspirale geraten? Im Zehnkampf konnten Sie nicht performen und scheiterten im Hochsprung sang- und klanglos auf der Anfangshöhe.
"Negativspirale finde ich das falsche Wort. Ich bin motiviert in den Zehnkampf gestiegen. Es stimmt: Nach dem Weitsprung (7,97 m - Red.) war ich hässig. Aber nach drei Disziplinen lag ich nur 76 Punkte hinter dem Schweizer Rekord. Ich war zuversichtlich, dass ich mich im Hochsprung wieder in eine gute Position bringen kann."
Und wieso hat es nicht geklappt?
"Ich fühlte mich beim Einspringen wie ein Tropfen, spürte eine gewisse Unsicherheit."
Von aussen machte es den Anschein, als hätten Sie den Wettkampf weggeworfen. Ihr Coach Karl Wyler stellte Ihnen sogar die Vertrauensfrage. Er habe keinen Zugriff auf Sie gehabt.
"Ich hatte im Hochsprung auch keinen Zugriff auf mich (schmunzelt). Nein, es liegt nicht an Karl. Wir kennen uns schon so lange und haben schon sehr viele Erfolge gefeiert. Mir kommen nur ganz wenige Momente in den Sinn, bei denen wir im Coaching Fehler gemacht haben."
Der Doppelstart Weitsprung und Zehnkampf galt im Vorfeld als Chance. Zwei Trümpfe sollten auch eine gewisse Lockerheit bringen. Haben Sie je bedacht, dass Sie eine Enttäuschung im Weitsprung mental für den Zehnkampf belasten könnte?
"Ja, haben wir. Für mich gab es zwei Varianten: Entweder hole ich im Weitsprung eine Medaille und hebe dann im Zehnkampf ab, oder ich kann die Wut über die verpasste Medaille als zusätzlichen Ansporn mitnehmen."
Das hat aber nicht funktioniert.
"Es kommen viele Einzelteile zusammen: Die verpasste Medaille, der Stolperer im 100-m-Lauf, die fehlenden 8 m im Weitsprung. Es war der Wurm drin. In Götzis beim Schweizer Rekord war mehr Gelassenheit, eine Lockerheit drin. Vielleicht bin ich zu kopflastig geworden, weil der 100 m und der Weitsprung sehr wichtige Disziplinen für mich sind. Dabei habe ich mich in den Disziplinen des zweiten Tages verbessert."
Sie mussten schon mehrere Enttäuschungen hinnehmen. Wie verarbeiten Sie diese?
"Ich hatte eine tolle Saison mit Medaillen in der Halle, Schweizer Rekord oder Sieg am Diamond-League-Final. Aber 4. Plätze tun länger weh. Sie spornen aber auch an. Einmal wird es sich ins Gute drehen."
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