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Unwissen über Velo-Regeln sorgt laut einer Studie für Konflikte
Trotz neuer Regeln und Empfehlungen bleiben Kreuzungen und Kreisel für Velofahrerinnen und Velofahrer gefährlich. Grund dafür ist laut einer neuen Studie unter anderem, dass andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer diese nicht kennen.
Velofahrende bestreiten nur acht Prozent aller Fahrten in der Schweiz, sind jedoch an 53 Prozent der Unfälle an Kreuzungen beteiligt, wie die Universität Lausanne (Unil) in einer Mitteilung vom Dienstag betonte. Laut der Universität sind die Velofahrenden meist nicht für die Unfälle verantwortlich.
Um die Situation für Velofahrerinnen und Velofahrer zu verbessern, wurden in der Schweiz zwei Verhaltensmassnahmen eingeführt: Seit 2021 dürfen Velofahrende an bestimmten Ampeln bei Rot rechts abbiegen. Zudem wird ihnen in regelmässigen Kampagnen empfohlen, in Kreiseln in der Mitte der Fahrbahn zu fahren
In ihrer Studie, die im Fachblatt "Journal of Cycling and Micromobility Research" veröffentlicht wurden, untersuchten das Forschungsteam um Patrick Rérat, wie gut diese Massnahmen in der Praxis funktionieren. Sie beobachteten über 4500 Velofahrende in Lausanne und befragten zusätzlich mehrere Hundert Personen zu ihrem Wissen über die neuen Regeln.
Unkenntnis führt zu Spannung
Beide Massnahmen haben demnach ein gemeinsames Problem: Die Mehrheit der Nicht-Velofahrenden kennt die Bestimmungen nicht. Diese Situation führt laut der Universität zu Spannungen. "Das Nichtwissen über das erlaubte Verhalten von Velofahrenden kann dazu führen, dass Autofahrende aggressive und illegale Manöver ausführen (z. B. das Verweigern des Vortritts oder gefährliches Überholen)", schrieben die Forschenden in der Studie.
So nutzen der Studie zufolge zwar rund 90 Prozent der Velofahrerinnen und Velofahrer die Möglichkeit, bei roten Ampeln rechts abzubiegen. Unter jenen, die nie Velo fahren, kennen allerdings 69 Prozent diese Regel aber nicht. Auch die Empfehlung, in Kreiseln in der Mitte zu fahren, ist vielen unbekannt: Zwar gaben in der Studie rund 70 Prozent der Velofahrenden an, diese Massnahme zu nutzen, unter den Nicht-Velofahrern kennen 56 Prozent diese Empfehlung nicht.
Die Forschenden empfehlen deshalb, das Wissen über Verkehrsregeln insbesondere auch unter Autofahrerinnen und -fahrern zu verbessern. Am effektivsten wäre es demnach aber, sich nicht nur auf Verhaltensmassnahmen zu stützen, sondern Kreuzungen auch baulich so umzugestalten, dass Konflikte zwischen Velofahrenden und motorisiertem Verkehr gar nicht erst entstehen, etwa durch eine klare Trennung des Veloverkehrs vom motorisierten Verkehr.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2950105925000385?via%3Dihub#bib10
















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