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Wawrinka liebt es, vor Schweizer Publikum zu spielen
Es ist "um solche Emotionen zu erleben", dass er seine Karriere auch mit über 40 Jahren fortsetzt. Stan Wawrinka dürfte am Donnerstag im Achtelfinalspiel in Basel erneut "STANding Ovations" erhalten.
Der ehemalige Weltranglistendritte bestreitet gegen Casper Ruud (ATP 11) sein 70. Match bei einem ATP-Turnier in der Schweiz. Die Swiss Indoors 2025 sind dabei sein 36. Heimturnier. Seine Bilanz ist positiv (37 Siege, 32 Niederlagen), aber einfach war es für ihn vor heimischem Publikum nie.
"Ich hatte immer den Wunsch, vor dem Schweizer Publikum gut zu spielen. Manchmal bringt mich das dazu, mich selbst zu übertreffen, manchmal will ich zu viel", erklärte der Waadtländer am Dienstag nach seinem souveränen Auftaktsieg in zwei Sätzen gegen Miomir Kecmanovic (ATP 52), bei dem er besonders im ersten Durchgang überzeugte. Nach dem Match nahm er sich viel Zeit für das Publikum in der St. Jakobshalle.
Emotionale Achterbahnfahrt
Ob im Davis Cup oder auf der ATP Tour: Stan Wawrinka hat alle emotionalen Höhen und Tiefen in der Schweiz durchlebt. Ganze 17 Mal schied er bereits in der 1. Runde aus - neunmal davon in Basel! - doch gleichzeitig gewann er auch zwei seiner 16 Titel im eigenen Land: 2016 und 2017 auf Sand in Genf, wo er bis heute seinen letzten Turniersieg auf ATP-Stufe holte.
Seinen ersten von 31 ATP-Finals hatte er vor 20 Jahren in Gstaad bestritten, wo er im Endspiel gegen den French-Open-Sieger von 2004, Gaston Gaudio, verlor. Es dauerte bis zu seinem 24. Heimturnier, bis Wawrinka 2016 im Parc des Eaux-Vives in Genf endlich auch in der Schweiz triumphierte.
In Basel, wo Lokalheld Roger Federer (10 Turniersiege) stets verehrt wurde, blieb Wawrinka lange im Schatten des 20-fachen Grand-Slam-Siegers. Zwei Halbfinaleinzüge (2006 und 2011) waren das höchste der Gefühle. Und doch strahlte er am vergangenen Sonntag, als er über die Ausgabe von 2022 sprach und den unglaublichen Empfang durch die Fans. "Die Unterstützung der Fans in diesem Jahr ist die schönste Erinnerung, die ich an die Swiss Indoors habe", sagte er ohne zu zögern.
Getragen vom Publikum besiegte Wawrinka 2022 den damaligen Weltranglistendritten Casper Ruud und startete damit perfekt ins Turnier. Zwei Tage später schlug er Brandon Nakashima (damals ATP 44), ehe er im Viertelfinal an Roberto Bautista Agut (ATP 22) scheiterte. Wawrinka stand damals auf Rang 194 der Weltrangliste, gerade einmal sieben Monate nach seiner Rückkehr, nach einem Jahr Pause und zwei Fussoperationen.
"Nicht jeder Tag ist so"
Seitdem sind die Chancen, das Schweizer Publikum zu begeistern, rar geworden. Grund dafür: seine Abwesenheit bei den letzten vier Austragungen des Geneva Open, aber vor allem das fortschreitende Alter und die wachsende Schwierigkeit, das notwendige Niveau über längere Zeit zu halten. "Ich stehe zurecht auf Rang 150, die Rangliste lügt nicht", gab Wawrinka am Dienstagabend offen zu.
"Ich habe es schon oft gesagt: Das Niveau zwischen Platz 50 und 150 ist sehr dicht. Jede Woche gibt es Überraschungen", so Wawrinka weiter. So wie kürzlich etwa durch den Monegassen Valentin Vacherot, der das Masters-1000-Turnier in Schanghai als Nummer 204 der Welt gewann. Und auch Wawrinka selbst zeigte am Dienstag mit seinem Sieg gegen die Nummer 52, dass er noch mithalten kann.
"Ich bin überzeugt, dass ich Spieler aus den Top 50 noch schlagen kann. Und ich bin froh, dass ich es hier wieder geschafft habe", erklärte er. Gleichzeitig bremste er nach seinem erst dritten Sieg auf der ATP Tour in diesem Jahr die Erwartungen ein wenig: "Nicht jeder Tag läuft so."
Bereits am Sonntag hatte Wawrinka betont, dass mit 40 Jahren vor allem die Regeneration zur Herausforderung wird. Auch am Dienstag unterstrich er, wie wichtig es für ihn sei, einen Tag zur Erholung zu haben - denn er weiss, dass er all seine Kraft brauchen wird, ebenso wie die Unterstützung des Publikums, um vielleicht erneut einen Coup zu landen und erstmals 2025 in die Viertelfinals eines ATP-Turniers einziehen zu können.
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