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Wieso sich Alisha Lehmann in Como wie zuhause fühlt
Alisha Lehmann spricht während eines Zusammenzugs des Schweizer Nationalteams über ihren Wechsel nach Como, und ihre Rolle im Nationalteam.
Alisha Lehmann ist eine schillernde Person. Sie trägt grosse Ohrringe, ist stark geschminkt und sorgt mit Werbedeals, die sie auf Grossplakaten abbilden, für Aufmerksamkeit. Es überrascht also, als die Stürmerin in Weggis vor einer Medienrunde sitzt und auf den Hype um ihre Person angesprochen sagt: "Eigentlich bin ich eine ruhige Person."
Dementsprechend angenehm findet sie es auch, dass sie seit ihrem Wechsel im Sommer von Juventus Turin nach Como nicht mehr so oft angesprochen wird, wenn sie unterwegs ist.
"Ich will spielen"
"Die Leute in Como sind respektvoller, das macht das Leben einfacher." Dann ergänzt Lehmann lachend: "Und ich habe ein so schönes Haus am See, eigentlich muss ich das sowieso nicht mehr verlassen." Vergleicht sie ihre bisherigen Stationen, fühlt sie sich in Como bisher am wohlsten. "Als ich angekommen bin und den Ausblick sah, dachte ich: 'Das ist ja wie zuhause'."
Doch die 26-jährige Stürmerin wechselte nicht wegen der schönen Aussicht den Verein. Bereits 2024 war Lehmann nach Italien gekommen, nachdem sie bei Aston Villa in England vom Stammpersonal zur Ersatzspielerin geworden war. Der Wechsel zu Juventus Turin brachte sportlich jedoch nicht den erhofften Fortschritt, auch dort blieb sie meist Joker-Stürmerin.
"Ich denke, jede Fussballerin lügt, wenn sie sagt, dass sie mit einem Platz auf der Bank zufrieden ist. Ich will spielen", sagt Lehmann, auch mit Blick auf das Nationalteam. Der Wechsel nach Como erfolgte deshalb ganz bewusst: um endlich wieder regelmässig auf dem Platz zu stehen. Denn obwohl sie Teil des EM-Kaders war und die Schweiz am Heimturnier repräsentieren durfte, kam sie insgesamt lediglich auf zehn Minuten Einsatzzeit, neun davon im Spiel gegen Finnland.
Teil von etwas Neuem
"Bei einem grossen Turnier geht es immer ums Team. Da muss man seine eigenen Gefühle hinten anstellen. Aber klar habe ich auch mit dem Gedanken nach Como gewechselt, mit mehr Spielzeit auch in der Nati wieder spielen zu können. Gerade, weil Pia Sundhage darauf viel Wert legt", erklärt Lehmann. Sie sei im Nationalteam zwar gerne für andere Spielerinnen da, aber sie wolle sich auch ihren Platz auf dem Feld wieder erkämpfen.
Bisher scheint dieser Plan aufzugehen: Für die anstehenden Länderspiele gegen Kanada und Schottland steht sie im Kader, in Como stand sie bereits mehrmals in der Startelf, erzielte sogar einen Treffer.
Doch Alisha Lehmann ist beim FC Como nicht einfach eine Spielerin. Sie gehört zu einem grösseren Projekt, was den Frauenfussball angeht. Der Klub gehört Mercury 13, einer Investorengruppe, die lediglich in Frauenfussball investiert -mit dem Ziel, das Modell der Multiklubbesitzstruktur, wie man es längst aus dem Männerfussball kennt, auch im Frauenbereich zu etablieren.
Am Anfang dieser Mission steht der FC Como Women, ein Klub, der unabhängig von einem Männerteam ist. Zudem übernahm Mercury 13 erst vor kurzem den englischen Verein Bristol City Women, der in der zweiten Liga spielt. Noch viele weitere Vereine sollen folgen, in den kommenden Jahren möchte Mercury 13 rund um Gründerin und CEO Victoire Souki Cogevina 100 Millionen Dollar in den Frauenfussball investieren und so ein internationales Netzwerk von Klubs aufbauen.
Als Aushängeschild sieht Lehmann sich nicht
An diesem Projekt, das den Frauenfussball gezielt fördern soll, hat auch Alisha Lehmann Gefallen gefunden: "Es ist sehr cool, was der Klub will. Klar, in erster Linie bin ich zu Como gewechselt, um wieder mehr zu spielen. Aber es ist wirklich ein cooles Projekt im Frauenfussball, ich bin gerne teil davon."
Und Nicola Verdun, CEO des Klubs, wird auf der Website zu Lehmanns Transfer zitiert: "Zusammen wollen wir weiter einen Klub aufbauen, der reflektiert, wer wir sind: authentisch, ehrgeizig, und stolz darauf, Dinge auf unsere eigene Art zu tun."
Ist Lehmann, mit ihrer enormen Reichweite, die besonders auf Instagram weit über Fussballbegeisterte hinausgeht, nun also das Aushängeschild des FC Como? Die Bernerin lacht: "Ich denke nicht per se das Aushängeschild. Aber sicher als Teil des Teams. Nun versuche ich natürlich auch, das zu pushen."
Der Klub ist laut ihr auf einem guten Weg. Es werde vorausschauend geplant, das Budget wachse stetig. Die Trainingsbedingungen seien zwar noch nicht auf dem Niveau von Juventus, und erst recht nicht so gut wie in England. Doch sie ist überzeugt: "In den nächsten Jahren wird Como sicher nochmals grösser werden."
Und vielleicht gelingt Alisha Lehmann zusammen mit Como endlich der Schritt zurück zur Stammspielerin - im Klub ebenso wie im Nationalteam.
















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