Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
Wölfe greifen im Schilstal auch Herdenschutzhund Fly an
In Flumserberg hat sich die Situation mit Wolfsangriffen auf Nutztiere in den vergangenen Wochen kontinuierlich zugespitzt. Besonders betroffen ist die Alp Halden mit 23 Schafrissen, wo nun auch Herdenschutzhund Fly angegriffen wurde. Der St. Galler Bauernverband lädt deshalb zu einer Medienkonferenz vor Ort ein.
Stand Wochenende wurden diesen Sommer im ganzen Kanton St. Gallen 52 Nutztierrisse gezählt, 23 davon auf geschützten Weiden der Alp Halden im Schilstal, zwölf auf der nicht zumutbar schützbaren Alp Fursch in Flumserberg.
Die Situation mit Wolfsangriffen auf Nutztiere in den Flumserbergen habe sich in den vergangenen Tagen und Wochen «kontinuierlich zugespitzt», schreibt der St. Galler Bauernverband. Trotz Herdenschutzmassnahmen würden die Wölfe nach wie vor Schafe reissen. «Eine neue Eskalationsstufe im Umgang mit den Wölfen in der Schweiz wurde mit den Angriff auf den Herdenschutzhund Fly erreicht», hält Mathias Rüesch, Geschäftsführer des Bauernverbandes, fest. «Der Hund wurde so massiv verletzt, dass er aktuell nicht mehr einsatzfähig ist.» Der Präsident des Schweizer Bauernverbandes, Markus Ritter, die St. Galler Ständerätin Esther Friedli, der Präsident des St. Galler Bauernverbandes, Peter Nüesch, und der Präsident des St. Gallischen Schafzuchtverbandes, Martin Keller, würden die Medien deshalb morgen Dienstag dazu einladen, sich direkt vor Ort ein Bild der Situation zu machen.
Erinnerung ans Calfeisental
Die Situation erinnert an jene vor einem Jahr, als eine junge Alphirtin im Calfeisental sich, ihren Hund und ihre Rinder von einem immer wieder auftauchenden Wolfsrudel bedroht sah, und es ebenfalls zu einer Medienkonferenz vor Ort kam in praktisch identischer Besetzung (ohne Keller). Der Unterschied zu heute: Damals kam es auf jener Alp (Schräa) zu keinem einzigen Nutztierriss.
Anfang Juli dieses Jahres erliess der Kanton St. Gallen eine Abschussbewilligung für einen Einzelwolf. Allerdings war es zu jenem Zeitpunkt fraglich, ob nur ein einzelnes Tier für die Schafrisse in Flumserberg in Frage kam. Inzwischen weiss man dank Fotofallen-Aufnahmen, dass es sich um ein Wolfspaar handelt, das Junge zu versorgen hat. Und das bedeutet, dass die Wildhut nicht eingreifen darf. Die Regulierung von Welpen in einem Rudel kann erst später verfügt werden, wenn die Tiere grösser geworden sind. Die Anzahl Welpen ist zurzeit noch nicht bekannt. Maximal zwei Drittel der Jungtiere dürfen einem Rudel gemäss aktueller Gesetzeslage entnommen werden.
Älpler müssen tatenlos zuschauen
Jedenfalls soll an der morgigen Medienkonferenz auch der betroffene Hirt Markus Eberle erzählen, wie er und seine Familie die Situation vor Ort auf der Alp Halden erleben – von seinen Erfahrungen mit dem Wolfsrudel, «welches ihn und seine Herde ständig beobachtet und regelmässig Schafe reisst», wie es in der Einladung des Bauernverbandes heisst. Daneben liege der Fokus auf den geltenden gesetzlichen Grundlagen, welche «den Handlungsspielraum in diesem Fall massiv einschränken und die Älpler dazu zwingen, tatenlos zuzuschauen, wie die Wölfe, welche gelernt haben mit den Herdenschutzmassnahmen umzugehen, Schaden anrichten». Ein weiterer Fokus liege bei den Herdenschutzhunden – und der Frage, was passiere, wenn diese während des Arbeitseinsatzes ausfallen.
Kommentare (0)
Schreibe einen Kommentar