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Dominic Lobalu hofft, trotz Wettkampfpause zu reüssieren
Dominic Lobalu kommt nicht verletzungsfrei durch die Freiluftsaison. Die WM-Selektion ist zwar unbestritten, aber ein Top-Resultat würde überraschen.
"Einem Olympia-Vierten geben wir selbstverständlich Zeit bis in die letzte Minute", kommentiert Philipp Bandi, Chef Leistungssport bei Swiss Athletics, die Nomination des 10'000-m-Europameisters. Das derzeitige Leistungsvermögen des St. Gallers sei schwer abzuschätzen, "eine Wundertüte". Der 10'000-m-Lauf vom Sonntag mit gleich 30 Startenden wird Aufschlüsse geben, auch mit Blick auf die 5000 m zum Ende der WM.
Keine optimale Vorbereitung
Lobalus Trainer Markus Hagmann ist auf Nachfrage von Keystone-SDA, ob man nach dem Motto "Die Hoffnung stirbt zuletzt" anreise, nicht einverstanden mit der Terminologie. "Hoffnung tönt zu hart", sagt der ehemalige Steeple-Läufer. Er habe zwar nicht die gleichen Erwartungen wie im Traumjahr 2024, und er und sein Athlet hätten sich eine andere Situation erwünscht. "Optimal ist die Ausgangslage nicht - vom Gefühl her und vom Kopf her nicht. Aber wir gehen nicht kampflos an eine WM. Es geht uns um mehr als nur ums Mitmachen."
Lobalu, im heutigen Südsudan geboren, ein Leben lang Flüchtling und seit 2019 in der Schweiz heimisch geworden, musste dieses Jahr immer wieder gesundheitliche Rückschläge verkraften. Nach seinem Schweizer Rekord in Valencia über 10 km auf der Strasse (26:54) brach er den Wettkampf an der Strassen-Lauf-EM im April ab. Muskuläre Probleme begleiteten ihn auch den Sommer hindurch, und schliesslich musste er seine Starts bei der Athletissima, der Schweizer Meisterschaften und bei Weltklasse Zürich absagen, weil er Mitte August beim Lauftraining eine Zerrung im hinteren Oberschenkel erlitten hatte.
"Dominic kann laufen. Er trainiert jeden Tag", betont Hagmann. "Aber eine Vollbelastung in Lausanne oder Zürich lag nicht drin. Die WM hat Vorrang."
Trainer Hagmann: "Der Motor funktioniert"
Vor gut einem Jahr hatte Hagmann geschwärmt, wie Lobalu nach 15 300-m-Läufen noch einen 800-m-Lauf in 1:55 Minuten geschafft habe, mit einer Schlussrunde von 53 Sekunden. Ob der Läufer nun ähnliche Werte vorweisen könne, will der Coach weder bestätigen noch dementieren. "Wir haben die vergangenen drei Wochen in der Schweiz gar nie auf der Bahn trainiert." Solche Einheiten hätten keinen Sinn gemacht. "Aber wir bleiben positiv. Der Motor funktioniert, das zeigen die Hügelläufe."
14 Hundertstel fehlten Lobalu an den Olympischen Spielen in Paris als Viertklassiertem zum Laufmärchen, nachdem er zuvor an der EM in Rom mit Bronze über 5000 m und Gold im 10'000-m-Lauf einen perfekten Einstand im Schweizer Dress - den er erst nach jahrelangen zermürbenden Auseinandersetzungen mit dem Weltverband überstreifen durfte - gefeiert hatte. Die Planung im Jahr 2024 ging auf.
Für diese Saison, in der er neben dem 10-km-Landesrekord auch die eigene Schweizer Bestmarke in Oslo über 5000 m verbessert hat, präsentiert sich die Situation spätestens seit der Verletzung im August anders als gedacht. An der Athletissima sollte Lobalu den Schweizer Rekord über 5000 m erneut senken, um sich dann am Diamond-League-Final in Zürich über 3000 m in Position für Tokio zu bringen. "Da sind wir nun an einem anderen Punkt", gesteht Hagmann. "Aber es kann aufgehen."
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