Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
Manchmal haben die Abwesenden recht
Zwei grosse Höhepunkte stehen in dieser Saison an: Olympische Spiele und eine Heim-WM. An der ersten Station der Euro Hockey Tour verbessern nur wenige Schweizer ihre Karten. Das sind die Gewinner und Verlierer.
Patrick Fischer macht nach der zweiten deutlichen Klatsche an der Euro Hockey Tour in Tampere am Sonntagnachmittag keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Der Nationaltrainer ist nicht zufrieden, einige Spieler seien mit dem Tempo und der Physis der Gegner überfordert gewesen. Viele Erkenntnisse kann er im Hohen Norden nicht gesammelt haben, wenn es um die Zusammensetzung seines Olympiakaders geht.
Die wichtigste ist nicht neu. Die Schweiz kann auf höchstem Niveau auch mit den Besten mithalten, in der Breite hinkt man aber weit hinterher. Finnland zählt über 40 Spieler in der NHL, Schweden über 80, die im November nicht zur Verfügung stehen, bei Olympia aber dabei sein wollen. Wenn dann bei den Schweizern auch noch eine Reihe Leistungsträger aus der heimischen National League fehlt, reicht die Qualität einfach nicht.
Geht man davon aus, dass aus der NHL neun Schweizer Feldspieler bei Olympia dabei sind und die ZSC-Ausnahmekönner Denis Malgin und Sven Andrighetto unbestritten sind, bleiben noch elf Plätze frei für das Olympiakader, sechs Stürmer und fünf Verteidiger. Da werden Spieler benötigt, die physisch stark sind und ihre Stärken nicht unbedingt in der Torproduktion haben. In Tampere haben in den letzten Tagen nur wenige ihre Position verbessern können. Das sind die Sieger:
Damien Riat
Damien Riat steht stellvertretend für die Papabili, die in Tampere aus verschiedenen Gründen nicht dabei waren. Der Stürmer des Lausanne HC und zweifache WM-Silbermedaillengewinner hat sich in den letzten Jahren als äusserst wertvoller Spieler etabliert. Gleiches gilt für die Verteidiger Andrea Glauser (Fribourg), der nach einer Handverletzung schon bald sein Comeback geben dürfte, Romain Loeffel (Bern), Dean Kukan und Christian Marti (beide ZSC Lions). Riat, Loeffel, Kukan und Marti werden sich wohl Mitte Dezember beim Heimturnier in Zürich zeigen können, Glauser wegen dem folgenden Spengler Cup eher nicht. Dennoch dürfte das Quintett seine Position gefestigt haben, da keiner der Verteidiger in Tampere zeigen konnte, eine valable Alternative zu sein.
Christoph Bertschy (1 Tor, 1 Assist, +1)
Der Freiburger Vorkämpfer ist in Finnland mit einem Tor und einem Assist der Schweizer Topskorer und weist auch eine positive Plus-/Minus-Bilanz auf. Patrick Fischer weiss, was er an ihm hat, und Bertschy erfüllt das Profil des "Ergänzungsspielers" zu den offensiven Stars perfekt. Er bringt Energie, Härte und eine gewisse Giftigkeit ins Schweizer Spiel.
Michael Fora (1 Assist, -3)
Trotz Mühe im Spiel gegen Schweden und einer Minus-3-Bilanz erfüllt auch der Tessiner alle Attribute, die Fischer hoch einschätzt: Wasserverdrängung und Robustheit. Der HCD-Verteidiger hat bei mittlerweile sechs Weltmeisterschaften (3 x Silber) seinen Wert auf der höchsten internationalen Bühne unter Beweis gestellt, auch wenn er in der Liga nicht immer brilliert. Wurde am Sonntag gegen Tschechien vermisst.
Das sind die Verlierer:
Lukas Frick (0 Punkte, -3)
Der Dauerbrenner in der National League ist so etwas wie das Gegenstück zu seinem Davoser Teamkollegen Fora. In der nationalen Meisterschaft ist er bisher mit 18 Skorerpunkten der zweitproduktivste Verteidiger der Liga (und einzige Schweizer in den Top 12). International wirkte er aber fahrig und überfordert. Wurde im dritten Spiel nicht mehr eingesetzt.
Tyler Moy (0 Punkte, +/-0)
Der Schweizer Topskorer der letzten WM (4 Tore, 8 Assists) kann auch im Nationalteam nicht kaschieren, dass es im Klub nicht mehr rund läuft. Hätte als einer der Arrivierten offensiv für die Musik sorgen sollen, bleibt aber praktisch ohne Wirkung. Er ist eher kein Spieler für die dritte oder vierte Linie an den Olympischen Spielen und hat seine Position nicht verbessert.
Sandro Aeschlimann (7 Gegentore, 77,4 % Abwehrquote)
Geht man davon aus, dass Leonardo Genoni und Akira Schmid, der sich in der NHL in Las Vegas etabliert hat, gesetzt sind, bleibt auf der Goalieposition noch ein Platz frei. Aeschlimann hatte das Pech, gegen Schweden hinter einer desolaten Abwehr agieren zu müssen, genauso wie Reto Berra in der ersten Hälfte gegen Tschechien. Berra brillierte aber beim 3:1 gegen Finnland und hätte sich das Olympiaticket schon fast sichern können, wenn er dann gegen Tschechien ähnlich überragend gewesen wäre. Nun erhält Stéphane Charlin, der an der WM überzeugt hatte, im Dezember wohl noch eine Chance, sich zu empfehlen. Für Berra könnte sprechen, dass er mit fünf Saisons in der NHL Erfahrung mit den kleinen Eisfeldern aufweist, für Aeschlimann wird es wohl eher schwierig.
















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