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Loïc Meillard schielt als Weltmeister auf den Gesamtweltcup
Marco Odermatt hat in Sölden vorgelegt, in Levi könnte Loïc Meillard nachziehen. Dem Weltmeister aus Neuenburg ist zuzutrauen, dem Weltcup-Dominator im Olympia-Winter Paroli zu bieten.
Er war dreifacher Junioren-Weltmeister, ist ein Jahr älter als der einst fünffache Junioren-Weltmeister Marco Odermatt und in technischen Belangen Experten zufolge noch besser als sein Landsmann, der den Gesamtweltcup seit 2022 fest in seinen Händen hält. Doch bis auch Loïc Meillard auf der höchsten Stufe zum regelmässigen Siegfahrer geworden ist, hat es gedauert. Der erste von inzwischen sechs Siegen in den klassischen Disziplinen gelang dem heute 29-jährigen Allrounder Anfang 2023, mehr als drei Jahre nach Odermatt.
Jetzt, nach einem 2. (2023/24) und einem 3. Rang (2024/25) im Gesamtweltcup und WM-Gold 2025 im Slalom, scheint Meillard bereit für den ganz grossen Wurf. Seit dem Jahreswechsel präsentierte sich der Wahl-Walliser in Hochform. Drei seiner letzten fünf Rennen gewann er in der Vorsaison, davor holte er sich in Saalbach den WM-Titel im Slalom (und im Teamwettkampf). Zum zweiten Mal in Folge knackte er im Gesamtweltcup die Marke von 1000 Punkten. Gute Voraussetzungen, um 2025/26 noch eine Schippe draufzulegen und Richtung grosse Kristallkugel zu schielen.
Der bessere Skifahrer als Odermatt
Der grosse Favorit ist auch im Olympia-Winter 2025/26 natürlich Odermatt. Aber der ein Jahr ältere Meillard, der mit Ausnahme von vielleicht einigen Super-G ebenfalls in drei Disziplinen antritt, bringt alles mit, um es mit dem Dominator aus dem eigenen Lager aufnehmen zu können. Helmut Krug etwa, der Schweizer Riesenslalom-Trainer, sagt in der eben erschienenen autorisierten Biografie von Marco Odermatt ("Meine Welt"): "Loïc und Marco sind unbestritten die besten Riesenslalomfahrer. Loïc kommt jetzt auch, aber er hätte schon früher gewinnen können - weil er einfach noch besser Ski fährt." Odermatt selbst sagt: "Wenn ich es nüchtern betrachte, weiss ich, dass Loïc der bessere Skifahrer ist."
Der Unterschied zwischen Meillard und Odermatt ist Krug zufolge, dass Letzterer ein Wettkampf-Typ par excellence ist: "Marco war das Gewinnen gegeben, Loïc musste das Gewinnen erst lernen." Rennfahren und Skifahren seien zwei Paar Schuhe, so Krug. Meillard brilliere durch Genauigkeit und Präzision. Odermatt fahre auch mal einen unorthodoxen, scheinbar schlampigen Schwung, sei dabei aber hundertprozentig effizient.
Nummer 1 im Slalom
Das Gewinnen hat Meillard inzwischen gelernt. Zwar hatte er im letzten Winter im Kampf um die Slalom-Kristallkugel knapp das Nachsehen gegen Henrik Kristoffersen. Das für die Nummernvergabe relevante WCSL-Ranking, so etwas wie die Weltrangliste, in die auch die Ergebnisse der Grossanlässe einfliessen, führt Meillard im Slalom aber wie Odermatt in den übrigen Kerndisziplinen und Camille Rast im Slalom der Frauen an. Es wäre also keine Überraschung, würde Meillard am Sonntag als erster Schweizer in Levi triumphieren.
Beim Saisonauftakt in Sölden - 2024 hatte er kurzfristig Forfait erklären müssen, davor waren ein 5. und ein 7. Platz die einzigen Top-10-Resultate im Riesenslalom auf dem Rettenbach-Gletscher - tat sich Meillard vor drei Wochen fast schon traditionell noch schwer. Rang 14 und vor allem die Gewissheit, dass der chronisch lädierte Rücken weniger Probleme macht als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr, stimmen aber zuversichtlich.
"Ich habe schon ein paar Mal gesagt, dass ich den Gesamtweltcup gerne einmal gewinnen möchte. Die grosse Kugel ist möglich, aber nichts, worauf ich mich fokussiere. Fahre ich gut, ergibt sich der Rest", sagt Meillard. Für einen stillen Arbeiter wie ihn, der keine grossen Töne spuckt, fast schon eine Kampfansage.
















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