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Odermatt fährt auf der Raubvogelpiste die Krallen aus
Marco Odermatt gelingt in Beaver Creek, was ihm bisher verwehrt blieb: Er gewinnt die Abfahrt auf der Birds of Prey, der Raubvogelpiste. Es ist ein Sieg mit Ansage.
Er stürzt sich aus dem Starthaus, erst ein paar kräftige Stockschläge, dann Schlittschuhschritte. Kompakte Position. Der Wille von Marco Odermatt ist an diesem Donnerstag auf knapp 3500 Meter über Meer unübersehbar. Den passenden Kommentar zum Bild gibt Beat Feuz ab, einst Mentor des seit zwei Jahren besten Abfahrers der Welt und heute Co-Kommentator beim Schweizer Fernsehen. "Aus dem Schweizer Team hat man gehört, dass er noch selten so fokussiert gewesen ist wie nach dem 2. Training in Beaver Creek."
Dass Odermatt am Tag X des öfteren einen Zusatzgang findet, ist nichts Neues. Dass er auf der Birds of Prey, der Raubvogelpiste, gewinnt, ebenfalls nicht. Schon dreimal siegte er in der Skistation in Colorado - im Super-G. Jedoch fehlte ihm der Sieg in der legendären Abfahrt. Vor drei Jahren stand ihm Aleksander Kilde um die Winzigkeit von sechs Hundertsteln vor der Sonne, im Vorjahr war es Teamkollege und Freund Justin Murisier, der seinen Sieg verhinderte.
Im Steilhang wie auf Schienen
Nun also schaffte Odermatt, was er sich vorgenommen hatte. Ein weiterer Haken, den er auf seiner nicht mehr allzu langen To-do-Liste setzen kann. "Ein Abfahrtssieg ist mittlerweile logisch das Speziellste in meiner Karriere, davon hat es noch nicht so viele gegeben", sagte Odermatt nach dem Rennen gegenüber SRF. Tatsächlich war es "erst" der fünfte Abfahrtssieg im Weltcup für den Weltmeister von 2023. "Darum bin ich heute sehr sehr zufrieden - auch, wie ich gefahren bin."
Den Steilhang fuhr Odermatt, wie ihn nur Odermatt fahren kann. Alles auf Zug, wie auf Schienen ist man gewagt zu sagen in der Gewissheit, dass im alpinen Skisport nichts aufgegleist ist. Die letzten zwei Tage habe er Respekt gehabt vor dem Steilhang, weil er dort aufgrund des schlechten Wetters überhaupt nichts gesehen habe. "Heute war perfektes Wetter und ich wusste, es mag viel leiden. Der Steilhang ist mir perfekt gelungen."
Selbst für Odermatt eine Premiere
Odermatt schloss mit dem Sieg in Beaver Creek nicht nur eine Lücke in seinem Palmares, sondern zeigte auch eine eindrückliche Reaktion auf den Nuller im Riesenslalom in Copper Mountain, wo er im 1. Lauf nach bester Zwischenzeit ausschied. Nun führt er im Gesamtweltcup nach dem dritten Sieg im vierten Rennen bereits wieder mit fast 140 Punkten Vorsprung.
Nebenbei hat Odermatt mit den Siegen im ersten Riesenslalom, im ersten Super-G und in der ersten Abfahrt der Saison geschafft, was selbst ihm noch nicht gelungen war. "Das ist mir gestern in den Sinn gekommen, dass ich das heute schaffen könnte." Sagt es und grinst mit der Gewissheit in die Kamera, es mal wieder allen gezeigt zu haben.
















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