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Tessiner Kunstmuseum zeigt Richard Paul Lohses geometrische Kunst
Das Kunstmuseum der italienischen Schweiz (Masi) widmet dem Mitgründer der "Zürcher Konkreten" Richard Paul Lohse eine umfassende Retrospektive. Nach Lugano wird die Ausstellung im kommenden Februar im Haus Konstruktiv in Zürich und in Deutschland gezeigt.
36 Quadrate, die von Gelb in Grün übergehen. Was schlicht daherkommt, verbirgt eine mathematisch-strenge Vorbereitung. Das "Herz" des kreativen Prozesses sei bei Richard Paul Lohse (1902-1988) nicht die Ausführung, sondern die Planung seiner Werke gewesen, schreiben die Macher der Ausstellung.
Aus diesem Grund sind Lohses Werke doppelt datiert: Die erste Zahl benennt das Jahr, in dem der Maler, Graphiker und Theoretiker erstmals eine Bildidee als Zeichnung oder Notiz festhielt. Sie sei die wichtigere Zahl, schreibt Masi-Direktor und Mit-Kurator der Ausstellung, Tobia Bezzola, im Katalog. Bei "Sechs vertikale systematische Farbreihen von Grün zu Gelb" liegen zwischen der ersten Bildidee 1955 und der Ausführung 1969 ganze 14 Jahre.
"Eigene Wirklichkeit" der Kunst
Mit seiner seriell-modularen Malerei knüpft Lohse teilweise an die Prinzipien der 1917 gegründeten niederländischen Kunstbewegung De Stijl um Piet Mondrian an. "Die Methode stellt sich selbst dar, sie ist das Bild", erklärte Lohse einst selbst sein Verfahren.
1936 bildete sich im Anschluss an eine Ausstellung im Kunsthaus Zürich die Schule der "Zürcher Konkreten" als loser Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern. Den Werken von Max Bill, Camille Graeser, Verena Loewensberg und Richard Paul Lohse waren die geometrischen Formen, klaren Linien und systematischen Farbkompositionen gemein. Sie alle waren überzeugt, dass der Kunst eine eigene Wirklichkeit aus Formen und Farben innewohnt, dass Kunst nicht aus der Natur heraus entsteht.
Insbesondere bei Lohses Werk bildet das präzise Errechnen der streng geometrischen Formen einen wichtigen Teil der Arbeit. Die Konkreten wollten ihre Kunst mit dem Verstand durchdringen, der Einsatz von Formen, Farben und Linien sollte nachvollziehbar sein. Dass seine Bilder als "Organisation der Fläche" verstanden sein wollten, zeigen die in einer Vitrine in Lugano ausgestellte Entwürfe von Paul Richard Lohse.
Ausstellung als Reise
Die über 50 Werke umfassende Ausstellung ist nicht streng chronologisch aufgebaut, sondern folge einer "inneren Reise", erklärte Kuratorin Taisse Grandi Venturi an der Medienkonferenz in Lugano. Diese Reise führt zu jenen Städten, in denen Lohse wichtige Ausstellungen bespielte: Amsterdam, São Paulo, Venedig, Kassel, New York.
Die Schau, die in Zusammenarbeit mit der Richard Paul Lohse-Stiftung, dem Museum Haus Konstruktiv, Zürich, dem Josef Albers Museum Quadrat Bottrop und dem Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein entstanden ist, umfasst vier Schaffens-Jahrzehnte de Künstlers.
Lohse war nicht nur Künstler, sondern blieb auch ein Leben lang seiner Arbeit als Graphiker und Plakatgestalter treu. Zu dieser kam er per Zufall als jugendlicher Velokurier, der seine alleinerziehende Mutter finanziell unterstützte, wie Bezzola erzählte. Er absolvierte eine Lehre als Reklamezeichner bei der Werbeagentur Max Dang in Zürich.
Bis 1960 seien selten mehr als zehn Bilder pro Jahr entstanden, schreibt Bezzola im Katalog weiter, denn Lohse sei lange Zeit nur "unter anderem" Maler gewesen. Erst im fortgeschrittenen Alter habe er sich befreit gefühlt, die in den Jahren zuvor angelegten Konzepte - eine Art "künstlerische Forschung" - malerisch umzusetzen.
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