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Tote bei russischen Angriffen auf Ukraine - Polen reagiert
Russland hat bei neuen schweren Luftangriffen auf die Energieinfrastruktur der Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens fünf Menschen getötet und weitere zehn verletzt. Bei einem kombinierten Angriff auf das Land habe Moskau mehr als 50 Raketen und Marschflugkörper sowie rund 500 Drohnen eingesetzt, teilte Selenskyj mit. Laut Behörden starben allein in der Region Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine an der polnischen Grenze vier Menschen.
Es handele sich um eine vierköpfige Familie, die ausgelöscht worden sei; unter den Toten sei auch ein Mädchen, teilte Aussenminister Andrij Sybiha bei X mit. Um den Terror zu stoppen, brauche es stärkeren transatlantischen Druck auf Russland. Sybiha sagte auch, wer von Russland Energie kaufe, finanziere die Verbrechen gegen die Ukraine mit.
Selenskyj: Waffenstillstand am Himmel möglich
Betroffen gewesen seien von den russischen Angriffen unter anderem auch die Regionen Saporischschja, Sumy, Charkiw, Odessa und Cherson, teilte Selenskyj weiter mit. Laut Behörden gab es in der südlichen Region Saporischschja mindestens einen Todesfall - neben zahlreichen Verletzten. Russland nahm demnach einmal mehr für die Regionen lebenswichtige Infrastruktur unter Beschuss. Vielerorts liefen die Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte Selenskyj.
Nach Angaben des Energieministeriums gab es in Saporischschja und anderen Teilen des Landes grössere Stromausfälle. Teils musste die Versorgung für die Dauer von Reparaturen eingestellt werden.
"Wir brauchen mehr Schutz und eine schnellere Umsetzung aller Verteidigungsvereinbarungen, insbesondere im Bereich der Flugabwehr, um diesem Luftterror den Sinn zu nehmen", sagte Selenskyj. Möglich sei ein Waffenstillstand am Himmel, teilte der Präsident mit, ohne Details zu nennen. Das könne den Weg für echte Diplomatie ebnen. Amerika und Europa müssten nun handeln, um Kremlchef Wladimir Putin zum Einlenken zu zwingen.
Grossbrand in Industriepark in Lemberg
Vor allem das für die Anlieferung westlicher Militärgüter wichtige Lemberg wurde so stark von den russischen Angriffen getroffen wie seit langem nicht mehr. Bürgermeister Andrij Sadowyj veröffentlichte ein Foto bei Telegram, auf dem ein lichterloh in Flammen stehendes Gebäude im Industriepark Sparrow zu sehen war.
Der Rathaus-Chef teilte mit, dass es auf dem Gelände kein einziges militärisches Ziel gegeben habe. Laut Behörden gab es in der Stadt mehrere Explosionen im Zuge von Drohnenattacken. Nach Angaben Sadowyjs musste der öffentliche Verkehr in der Stadt vorübergehend seine Arbeit einstellen. Es gebe auch Stromausfälle.
Polen: Keine Luftraumverletzung
Die auf polnischer Seite während der Angriffe im Nachbarland zeitweise aufgestiegenen Kampfflugzeuge und aktivierten bodengestützten Luftabwehr- und Radaraufklärungssysteme kehrten nach Militärangaben wieder zu ihrem Normalbetrieb zurück. "Wir möchten Sie darüber informieren, dass keine Verletzung des polnischen Luftraums beobachtet wurde", hiess es in einer bei X veröffentlichten Mitteilung.
Die Lage in der Ukraine werde ständig überwacht, um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu verteidigen, teilt das Militär mit. In der vergangenen Nacht hätten auch F-35-Kampfflugzeuge der niederländischen Luftwaffe dazu beigetragen, den Schutz Polens zu gewährleisten.
Es ist bereits seit vielen Monaten Routine, dass Polen während Luftangriffen auf die Westukraine vorsorglich Kampfjets aufsteigen lässt.
Russland: Energieinfrastruktur der Ukraine beschossen
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Einsatz der von Kiew genannten Waffensysteme. Gerichtet gewesen seien die Angriffe gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine, teilte das Ministerium in Moskau mit. Ziel seien zudem auch militärische Stellungen gewesen, darunter ein Artilleriesystem des Mehrfachraketenwerfers HIMARS in der Region Charkiw. Alle anvisierten Ziele seien vernichtet worden, behauptete das Ministerium. Eine Bestätigung der Ukraine gab es - wie üblich - nicht. Unabhängig überprüfbar sind die Angaben der Kriegsparteien nicht.
Bereits in der Nacht zum Samstag hatte Russland die Gasinfrastruktur des Landes massiv unter Beschuss genommen. Die Ukraine warf Russland vor, so die Heizungssysteme des Landes in der kalten Jahreszeit zerstören zu wollen. Immer wieder stürzt Russland die Menschen in dem Land im Herbst und Winter mit Angriffen in Kälte und Dunkelheit.
Moskaus Attacken gelten auch als Reaktion auf die jüngsten ukrainischen Drohnenschläge gegen russische Ölraffinerien und Treibstoffdepots in vielen Teilen des Landes. Die Angriffe haben inzwischen zu einem Mangel an Benzin und Diesel geführt, weshalb Russland sein Exportverbot für diese Kraftstoffe bis Jahresende verlängert hat.
Russland führt gegen die Ukraine seit mehr als dreieinhalb Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg.
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