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Vorbereitung neu denken, Rennen mutig führen
Der Langläufer Valerio Grond kündigt für die kommende Saison zwei Änderungen an: Er will die Startvorbereitung neu gestalten und in den Sprint-Finals taktisch cleverer auftreten.
Ab kommenden Freitag nimmt der Langlauf-Tross in Kuusamo die Olympiasaison in Angriff. Grond, der seit seinem Weltcup-Debüt im Dezember 2020 auf ein sich stetig entwickelndes Leistungsprofil verweisen kann, ist als Sprint-Spezialist zum Teamleader der Schweizer Männer avanciert. Der Bündner spricht gegenüber Keystone-SDA offen über seine bisherigen Gewohnheiten und die geplanten Schritte. Denn mit seiner Herangehensweise an die Rennen war er nicht mehr zufrieden. Der 25-Jährige beschreibt zwei zentrale Baustellen, auf denen er sich den Weg nach ganz oben konsequent freilegen will.
Vor dem Wettkampf ...
Die Abläufe direkt vor dem Start legte er als 18-Jähriger fest - inklusive immer gleicher Rockmusik. "Die Herangehensweise habe ich nie geändert und nun seit der Tour de Ski im vergangenen Winter gespürt, dass ich in der Vorbereitung zu fokussiert bin und mir deshalb die Lockerheit fehlt", erzählt er. Der Zustand vor dem Rennen sei zu ernst gewesen. "Ich konnte nicht flexibel sein, ich war zu verkopft."
Jetzt hat er sich ein Vorgehen zurecht gelegt, um das starre Vorbereitungs-Prozedere aufzubrechen. Er plant, "schneller in den Fokus zu kommen und dann auch schneller wieder raus." Dazu habe er neue Musik und ein neues Warm-up eingeführt - ein Signal dafür, dass es ihm nicht um kleine Schritte, sondern um eine grundsätzliche Lockerung geht. Er wolle zwischendurch auch mit den Leuten in seiner Umgebung einen Schwatz führen, statt ständig im mentalen Tunnel zu verharren.
... während dem Wettkampf
Auch im Wettkampf will Grond eine neue Seite zeigen. Über seine Sprint-Finals reflektiert er: "Letzten Winter war ich dreimal im Final, und es ist nie sauber aufgegangen. Das lag nicht nur am Pech, sondern auch an mir. Das hat mit meinem Laufstil zu tun."
Die Lockerheit des Warm-up will er mitnehmen und im Rennverlauf dem Instinkt folgen. Aber: "Wenn ich künftig einen taktischen Entscheid fälle, dann muss ich diesen zu 100 Prozent durchziehen und nicht halbpatzig bleiben oder auf die Konkurrenz schauen." Er wolle den Wettkampf spielerischer angehen und damit mehr Spontaneität gewinnen. Die Handlungssicherheit holt er sich dann nach dem Motto: Rempeleien vermeiden, Angriffe klar setzen.
Neunmal stand Grond im Weltcup schon im Finalfeld der Top 6. Nur einmal, im März 2024 in Lahti, schaffte er es aufs Podest. Jetzt soll aus der Final-Konstanz richtige Podest-Tauglichkeit werden.
Medaille gibt Mumm
Auch im Langlauf wird ein erfolgreicher Wintersportler im Sommer geformt. Diesen nahm Grond, der als Schlussläufer im März an der WM in Trondheim die Schweizer Männerstaffel zur historischen Silbermedaille geführt hatte, voller Tatendrang in Angriff. "Die Motivation nach den Erfolgen im vergangen Winter war riesig."
Man habe das Training weitgehend gleich gehalten. "Vieles hat gut funktioniert, und wir haben weiter in der Richtung gearbeitet, wie schon im Jahr davor. Wir haben nicht extrem viel neu erfunden", sagt der passionierte Jäger. Dieses Bild zeigt: Er baut auf eine bewährte Basis, jedoch mit frischem Blick.
Dass sich ein Topläufer in einer Olympia-Saison eine Medaille im Zeichen der fünf Ringe zum Ziel setzt, versteht sich. Gleichwohl erstaunt Gronds Aussage: Er würde lieber eine Teamsprint-Medaille mit Janik Riebli gewinnen als eine im Einzel. "Wenn ich mit Janik eine Medaille holen könnte, das wäre eine riesige Sache nach unserem langen gemeinsamen Weg. Das wäre ein sportliches Happy-End.“ Dreimal standen beide im Weltcup bereits gemeinsam auf dem Podest.
Mit diesem Mix aus Lockerheit, Taktik und Team-Dynamik setzt Grond für die Saison 2025/26 klare Prioritäten. Sein Motto lautet: Vorbereitung neu denken, Rennen mutig führen und gemeinsam mit Riebli im Team-Sprint Geschichte schreiben.
















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