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Balanche und Baumann streben den WM-Coup an
Camille Balanche und Lisa Baumann wollen in Champéry an der Mountainbike-WM den Heimvorteil im Downhill nutzen. Erstere hat bereits einen kompletten WM-Medaillensatz gewonnen.
Camille Balanche und Lisa Baumann kennen die Strecke im Wallis fast auswendig. "Die Strecke ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Fahrerinnen aus anderen Nationen kennen sie ebenfalls sehr gut", relativiert Carina Cappellari, die Nationaltrainerin der Gravity-Disziplinen (Downhill und Enduro). Sie räumt aber ein, dass ihre Schützlinge öfter auf der Strecke trainieren konnten. "Sie kamen alleine, wenn sie Lust hatten", so Cappellari. Zudem absolvierte das Schweizer Team im Sommer 2025 zwei Trainingslager, um die letzten Details auszuarbeiten.
Baumann feierte in Champéry im August 2024 mit dem Gewinn der EM-Goldmedaille ihren ersten grossen Erfolg. Vor einem Monat verteidigte die 24-Jährige diesen Titel in Spanien in Abwesenheit der Spitzenathletinnen.
Balanche hingegen musste sich bei den Europameisterschaften 2024 mit einem 12. Platz begnügen. Die Weltmeisterin von 2020, die auch 2021 als Dritte und 2023 als Zweite auf dem WM-Podest stand, erholte sich damals allerdings noch von einem Schädel-Hirn-Trauma. Dieses erlitt sie bei einem schweren Sturz am Weltcup in Andorra kurz nach der WM 2023.
"Hohe Erwartungen"
Nun gehen die beiden Neuenburgerinnen im Vollbesitz ihrer Kräfte in den Wettkampf in Champéry. "Sie können beide an ihre Chancen auf einen Podestplatz glauben", sagt Cappellari am Dienstag gegenüber Keystone-SDA. "Natürlich sind sie auch ein wenig nervös, aber beide haben genug Erfahrung, um damit umzugehen."
Den Druck machen sich die Fahrerinnen laut Cappellari selbst. "Sie träumen von einer Medaille, genau wie ihre Rivalinnen. Und die generellen Umstände bringen natürlich Druck mit sich: Sie treten vor ihren Familien, ihren Freunden an. Es ist ein grosses Ereignis. Sie werden viel Unterstützung bekommen, aber es gibt auch hohe Erwartungen."
Eine besondere Situation
Die Aufmerksamkeit ist selbstredend ebenfalls deutlich grösser als normal. "Wir erhalten viel mehr Medienanfragen als sonst. Vor allem für die jungen Fahrerinnen und Fahrer ist das eine ungewohnte Situation", sagt Cappellari, die ihre zweite Saison als Nationaltrainerin erlebt. Dennoch herrsche eine tolle Atmosphäre im Team, "alle freuen sich".
Für Balanche ist die Situation insofern noch spezieller, als die ehemalige Eishockeyspielerin ihre Karriere nach der Saison beenden wird. Die WM wird also ihre letzte sein, umso mehr möchte die 35-Jährige gut abschneiden.
Baumann dagegen erlitt Anfang Juni in Loudenvielle einen Schlüsselbeinbruch. Kann eine solche Verletzung Spuren hinterlassen? "Es ist eine 'einfache' Verletzung. Lisa konnte sich schnell wieder erholen", so Cappellari. Zudem seien die Risiken im Downhill kalkulierbar.
"Alles ist möglich"
Balanche und Baumann treten am Samstagnachmittag ab 16.30 Uhr in der Qualifikation an, der Final der Frauen ist am Sonntag um 11.00 Uhr angesetzt. Weniger gut sind die Aussichten ihrer männlichen Kollegen Yanick Bächler sowie Janis und Lino Lehmann (Final am Sonntag um 12.30 Uhr).
"Wir wollen vor allem, dass jeder unter den besten Bedingungen sein Bestes geben kann", sagt Cappellari. "Es ist Downhill, alles wird in einem Lauf am Sonntag entschieden, also ist alles möglich", schliesst die 33-jährige St. Gallerin.
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