Die digitale Ausgabe des Sarganserländers.
Die Schweiz mit so vielen Medaillentrümpfen wie noch nie
Die Schweizer Equipe an den Leichtathletik-WM in Tokio ist so dicht mit Medaillenkandidatinnen und -kandidaten besetzt wie noch nie. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Grossanlass in Japan.
Welche Schweizer Trümpfe könnten im Kampf um die WM-Medaillen stechen?
Acht, sofern man einen Top-Ten-Platz in der Meldeliste als Grundlage nimmt: Annik Kälin und Simon Ehammer sowohl im Weitsprung wie auch im Mehrkampf, Ditaji Kambundji und Jason Joseph in den Hürdensprints, sowie die Stabhochspringerin Angelica Moser und die 800-m-Läuferin Audrey Werro.
Wieso zählt Dominic Lobalu diesmal nicht dazu?
Swiss Athletics gibt einem Olympia-Vierten selbstredend Zeit bis in die letzte Minute, in der Hoffnung, dass es doch noch gut kommt. Der 10'000-m-Europameister und EM-Dritte über 5000 m von Rom blickt allerdings auf einen durchzogenen Spätsommer zurück. Die Athletissima, die SM in Frauenfeld und Weltklasse Zürich musste er wegen einer Zerrung im hinteren Oberschenkel auslassen. Klar, Lobalu geht nicht kampflos an eine WM, aber die Voraussetzungen sind für den Champion von Rom nicht ideal.
Darf eine Medaillen erwartet werden?
Ja, mit so einer breiten Spitze ist die Schweiz noch nie zu Weltmeisterschaften angetreten. Von den 26 Einzelstarts erfolgen deren zehn aus den Top Ten. Und gemäss dem Grundsatz, dass sich Glück und Pech ausgleichen, kommt Swiss Athletics nach viermal Platz 4 an den Olympischen Spielen von Paris diesmal wieder zum Zug.
Wie sieht die Schweizer WM-Medaillen-Bilanz aus?
Viermal Gold und fünfmal Bronze. Der Kugelstösser Werner Günthör siegte in den Jahren 1987,1991 und 1993, André Bucher lief 2001 in Edmonton über 800 m zu Gold. Mit "Gring ache u seckle" kämpfte sich Anita Weyermann 1997 in Athen zu Bronze über 1500 m. Auch Marcel Schelbert (400 m Hürden 1999) und Viktor Röthlin (Marathon 2007) wurden starke Dritte. Von der noch aktiven Generation standen Mujinga Kambundji (aktuell schwanger) 2019 in Doha nach dem 200-m-Lauf sowie Simon Ehammer 2022 in Eugene nach dem Weitsprung auf dem Podest.
Wer ist neu im Schweizer Team mit welchen Chancen für die Zukunft?
Ein Sextett startet in Einzeldisziplinen erstmals an einem globalen Grossanlass (Freiluft-WM oder Olympische Spiele): Es sind dies Ivan Pelizza (800 m), Simon Wieland (Speer), Veronica Vancardo (800 m), Lilly Nägeli (1500 m), Lea Bachmann (Stab) und Myriam Mazenauer (Kugel). Ein Versprechen für die Zukunft ist insbesondere Pelizza. Der 24-Jährige wechselte im Herbst 2019 vom Fussball zur Leichtathletik und hat nun mit 1:44,53 Minuten als zweitschnellster Schweizer hinter André Bucher (1:42,55) bereits eine tolle Basis für die nächsten Trainingsjahre.
Was lässt sich sonst noch zum Schweizer Team sagen?
Swiss Athletics ist in fast allen Disziplinengruppen (Sprint/Hürden, Lauf, Sprung, Wurf und Mehrkampf) vertreten - einzig Gehen fehlt. Mit dem Speerwerfer Simon Wieland ist erstmals seit 2009 in Berlin (Speerwerfer Stefan Müller und Diskuswerfer Daniel Schaerer) wieder ein Werfer dabei. Die Kugelstösserin Miryam Mazenauer beendet gar eine 38-jährige Durststrecke. Seit 1987 in Rom (Speerwerferin Denise Thiémard) ist nie mehr eine Schweizer Werferin zu einer WM gefahren.
Wieso schon wieder Tokio?
Vier Jahre nach den Olympischen Spielen ist Tokio bereits wieder Organisator. Der Grund für den Zuschlag sind eben diese Olympischen Spiele. Sie fanden vor vier Jahren in Japans Hauptstadt wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer statt. Nun erhalten die Japaner, die bereits 1991 die WM organisierten, eine Möglichkeit, um das Leichtathletik-Fest nachzuholen. Die weiteren Kandidaten für 2025 waren Kenias Hauptstadt Nairobi, Silesia in Polen und Singapur. Die Austragung fällt mit dem 100-Jahr-Jubiläum von Japans Leichtathletik-Verband zusammen.
Wann findet die Leichtathletik-WM 2025 statt?
Die Wettkämpfe beginnen am Samstag und enden am Sonntag in einer Woche. 49 Mal Gold wird vergeben. Für Frauen und Männer gibt es jeweils 24 Wettkämpfe, zudem die Mixed-Staffel über 4x400 m. Es sind die 20. Weltmeisterschaften. Die Premiere fand 1983 in Helsinki statt, wo der Stern von Carl Lewis aufging. In Japan werden über 2150 Athletinnen und Athleten aus mehr als 198 Ländern starten. Austragungsort ist das für die Olympischen Spiele renovierte Nationalstadion mit einer Kapazität von rund 68'000 Plätzen.
Welche Prämien locken?
Die Weltverband schüttet rund 8,5 Million Dollar an Preisgeldern aus - 70'000 für Gold, 35'000 für Silber beziehungsweise 22'000 für Bronze. Einen Weltrekord belohnt World Athletics mit 100'000 Dollar.
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